hauskreis4
Sonnenuntergang1

 

Christ und Zehnter

Welchen Teil ein Christ von seinem Einkommen in die Gemeindekasse bzw. in das Reich Gottes ein- legen sollte, ist unter Gläubigen verschiedenster Konfessionen und Gruppierungen umstritten; bei vie-len gilt es als Gesetz: „Jesus hat den Zehnten nicht abgeschafft und von daher muß er eingehalten werden. Zudem würde man bei Nichteinhaltung Gottes Segen verlieren.“ Darüber hinaus kommen dann noch zusätzliche Spenden, z.B. an überörtliche Werke, hinzu.  Wir möchten natürlich ernsthaft nach Gottes Willen in dieser Sache fragen!

Es sollen nun zur Behandlung dieses Themas mehrere Fragen aufgestellt werden, die uns helfen, Gottes Wort und Jesu Absicht für uns, besser verstehen zu können. 

1. Wo taucht der Zehnte zum ersten Mal in der Bibel auf?
2. Wozu wurde der Zehnte gebraucht?
3. Wie stand Jesus Christus zum Zehnten?
4. Was sagt das NT uns Christen zum Zehnten bzw. zur Geldspende? 

Einleitung:

Bevor die Fragen gestellt und nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet werden, möchte ich gerne kurz grundsätzliches zur Bibelauslegung (Hermeneutik) sagen. Es ist von entscheidender Bedeutung, in welchem Verhältnis Alter und Neuer Bund bzw. das alttestamentliche und das neutestamentliche Volk (Gemeinde) zueinander betrachtet werden. Da wir als Christen Teilhaber des Neuen Bundes sind, unterstehen wir nicht mehr den Satzungen des Alten Bundes (Eph.2, 15; Kol. 2, 14.20).
Auch ist mit dem neuen Bund etwas vollkommen neues entstanden (Röm. 7,6; 2.Kor. 3, 6; 5, 17), der alte Bund ist hinfällig geworden (Hebr. 8, 13; 9, 15; 12, 24).
Da die Gemeinde nun Erbe und Teilhaber des neuen Bundes ist, untersteht sie zwangsläufig nicht mehr dem vergangenen Bund. Jesus Christus hat für uns sein Blut vergossen, so dass wir nun unter dem neuen Bund (aus Gnade) stehen dürfen (Mt. 26, 28; Mk. 14, 24; Lk. 22, 20; 2. Kor. 3, 6)

Ein Problem in der Frühgemeinde, die nun aus Juden und Heiden besteht, war die Beeinflußung der von den Nationen (Heiden) herkommenden Geschwister seitens der jüdischen Christen, die z.B. die Beschneidung aus dem alten Bund verbindlich und gesetzlich festlegen wollten. Daher schreibt Paulus auch von „ihr seid aus der Gnade gefallen“ (Gal. 5, 1-5). Wir (Christen) sind die Beschneidung, die Gott im Geist dienen (Röm. 2, 29; Phil. 3, 3)! Die Gemeinde ist ein geistliches Haus, wo jedes Glied, welches als lebendiger Stein bezeichnet wird, geistliche Opfer bringen darf (1. Petr. 2, 5; Kursiv=RH)! Daher werden wir vom Geist geleitet und stehen nicht mehr unter dem Gesetz (Gal. 5, 18). Dies hat zur Folge, das ein NT-Gläubiger Geistliches geistlich erklären kann, im Gegensatz zum natürlichen Menschen (1. Kor. 2, 13-15). 

„Die Argumentation, das was im NT nicht explizit aufgehoben wurde, gelte noch für Christen, ist nicht haltbar. Denn in diesem Fall müssten auch folgende Gebote heute eingehalten werden:
-Verbot des Scherens des Haarrandes (3. Mo. 19, 27); -Einhaltung des Erlaßjahres mit Tilgung aller Schulden nach 7 Jahren (5.Mo. 15, 1-11; 22, 6-12); -Reinheitsgebote (3.Mo. 15, 1ff; 12, 1-8); -Todesstrafe (5.Mo. 21,18ff); Gelübde (3.Mo. 27,1ff); Schwagerehe (5.Mo. 25, 5ff); Prügelstrafe (5.Mo. 25,1-4).“ 1 Dem möchte ich noch das Sabbatgebot hinzufügen. 

Wir müssen schon darauf achten, wer was und zu wem in der Bibel gesagt hat. Dann dürfen wir uns fragen, in welcher Hinsicht wir selbst als heutige Christen angesprochen werden. Die Radikalität des neuen Bundes ist in Teilen des Christentums bis heute nicht verstanden worden. In vielen christlichen Gruppierungen haben Bestimmungen, Gesetze, Äußerlichkeiten und Traditionen des alten Bundes immer noch zu einem bestimmten Teil Bestand und blockieren daher die Auswirkungen und Segnungen des neuen Bundes. Zu nennen wären da der Sabbat, Speise und Verhaltensvorschriften, Kleidungsvorschriften, der Klerus bzw. christliche Expertengremien (2 Klassenherrschaft), teure Kirchengebäude (als christliche Tempel betrachtet), zentralisierte Oberbehörden mit dem damit verbundenen Verwaltungsapparat (Ökumene, Synoden, Bundleitungen u.ä.) und eben auch der Zehnte.
Das soll nun nicht bedeuten, dass Versammlungshäuser abgeschafft noch Theologen/Gemeindeverantwortliche ins schlechte Licht gerückt werden sollen.
Aber die Frage sei doch erlaubt: Sind viele der „ungeschriebenen Gesetze“ geistlich zu begründen, oder liegt die Ursache dafür in unserer Bequemlichkeit, Prägung, Tradition oder sündhaften Gesetzmäßigkeit ?

1 R. Senk:Christ, Gemeinde, Besitz und Geld im Licht der Bibel; S.1 Einleitung (http://begowl.de/  >   Artikel> Besitz.pdf)

Wenn man o.g. Punkte betrachtet, wird die Frage aufkommen, wem wir als einzelne Gläubige dienen:
dem Herrn oder Menschen? Leitende Brüder prüfen sich bitte selbst: Herrsche oder diene ich? Selbst der Apostel Paulus, trotz seiner von Gott gegebenen Autorität (Verfasser vieler NT-Briefe), war ein vorbildlicher Diener und Glaubensvater (Apg. 20, 18-35; 2. Kor. 2, 4; 11, 1-9).
Die Apostel wurden sogar als „letzte Menschen“ tituliert (1.Kor. 4, 9) und sie suchten nicht die Ehre bei den Menschen (1.Thes. 2, 6). Den Ältesten wurde gesagt, das sie nicht nach weltlichen Maßstäben herrschen sollten, sondern der Herde (Versammlung/Gemeinde) Vorbilder seien (1. Petr. 5, 1-4; vgl. Markus 10, 42-45 !).
Auf dem berühmten Apostelkonzil in Jerusalem, wo es darum ging, was man den (Heiden)-Christen zu -muten könnte, ist von einem Zehnten erst gar nicht die Rede. In dieser Übergangszeit, wo der Neue Bund gefestigt werden sollte, wäre dies aber eminent wichtig für die Gemeinde gewesen, wenn der Zehnte auch als Gesetz für die Christen Gültigkeit hätte (Apg. 15, 1-2; 28-29).
Dabei ist zu beachten, das die Apostel mit den Propheten und Jesus Christus als Eckstein das Fundament unseres Glaubens bilden (Eph. 2, 19-22; 1. Petr. 2, 6) und die Apostel direkt von Jesus Christus eingesetzt wurden (Lk. 6, 13; Joh. 6, 70; Apg. 1, 2)!  Zu dieser Zeit gab es nur das Alte Testament in schriftlicher Form, das Neue Testament noch nicht. Die Urchristen waren daher im besonderen von göttlich autoritärer Ãœbermittlung und Leitung abhängig. Dies ist heute durch die vollständig vorliegende Heilige Schrift alten und neuen Testamentes nicht mehr gegeben. Die heutigen Ältesten und Leiter sind nachapostolische Diener des Wortes; in diesem Sinn sollte auch der vielzitierte Vers aus Hebr. 13,17 gelesen werden, mittels derer sich mache Leiter, Gläubige untertan machen möchten.
Jesus Christus hat den Begriff Herrschaft auch vollkommen neu definiert: In der Welt bedeutet Herrschaft Unterdrückung vieler und Machtausübung weniger Menschen; in der Gemeinde des Herrn dienen in Demut zum Nutzen aller Glieder des Leibes (Mark. 10, 42-45; Lk. 22, 24-27; 1.Kor.12, 7.14. 20; 22-31; Eph. 4, 2; Phil. 2, 3; Kol. 2, 16-23; 3, 12; 1. Petr. 5, 5). 

Nun zu den Fragen im Einzelnen. 

zu 1: Wo taucht der Zehnte zum ersten Mal in der Bibel auf ?:

Die Bibel berichtet uns davon, das Abraham als erster seinen Zehnten gab ( 1. Mo. 14, 20; vgl. Hebr. 7, 1ff). Dies geschah gegenüber Melchisedek; dem er den zehnten Teil von allem überließ!
Was auffällt ist folgendes: Er gab ihn freiwillig; Gott gab ihm keine Anweisung dies zu tun, und es scheint so, das es nur dieses eine Mal war, das er dies tat. Gott befahl ihm dies jedenfalls nicht.
Als zweiter wird Jakob erwähnt, der in Bethel Gott gelobte, den Zehnten seines ganzen Erwerbs zu geben (1. Mo. 28, 20-22). Auch hierbei ging es um eine einmalige freiwillige Abgabe; es entstand keine Sitte oder Gesetz daraus, die dann vom Volk eingehalten wurde! Das geschah erst später.
„Auch wenn in Hebr. 5 und 7 das Priesteramt des Melchisedek mit dem des Christus verglichen wird, kann daraus nicht (indirekt über „fünf Ecken“) abgeleitet werden, dass die Gemeinde nun den Zehnten zu spenden hat.“ (R.Senk, S. 2).
In einem anderen Artikel wird folgendes zur Thematik berichtet:
„Vor dem Bericht über die Schliessung des Gesetzesbundes ist in der Bibel zweimal vom Entrichten des Zehnten an GOTT bzw. an seinen Vertreter die Rede. Der erste Fall betrifft Abraham, der Melchisedek den zehnten dessen gab, was er bei seinem Sieg über Kedorlaomer und seine Verbündeten erbeutet hatte (1. Mose 14,18-20). Der Apostel Paulus führt diese Begebenheit an, um zu beweisen,  dass CHRISTI Priestertum nach der Weise Melchisedeks besser ist als das Priestertum Levis, weil in Wirklichkeit, Levi - damals noch in den Lenden Abrahams - Melchisedek den Zehnten entrichtete  (Hebräer 7,4-10). Der zweite Fall betrifft Jakob, der in Bethel gelobt hatte, GOTT den Zehnten seines ganzen Erwerbs zu geben (1. Mose 28,20-22).
In diesen beiden Fällen wurde der Zehnte jedoch freiwillig gegeben. Nirgendwo wird berichtet, Abraham oder Jakob habe eine Gepflogenheit, eine Sitte oder ein Gesetz eingeführt, das seine Nachkommen verpflichtet hätte, seinem Beispiel zu folgen. Jakob hätte gar nicht zu geloben brauchen, den Zehnten zu geben, wenn es bereits seine Pflicht und Schuldigkeit gewesen wäre. Die Zehntgabe war bei den alten Hebräern offensichtlich weder Sitte noch Gesetz. Sie wurde erst mit der Einweihung des Gesetzesbundes eingeführt.“2  
„Man kann Abrahams Aktion gewissermaßen damit vergleichen, als hätte man im Lotto gewonnen oder eine Prämie vom Arbeitgeber erhalten und hätte davon den Zehnten gegeben.“ 3
Anfügen möchte ich, dass die umliegenden Länder zu biblischen Zeiten oftmals eine Zehntenabgabe praktizierten, wie die Araber, Griechen, Römer, Perser, Karthager u.a.. Es handelte sich also nicht um eine exklusive jüdische Sitte, sondern einen allgemeinen Brauch. Natürlich bleibt dennoch festzuhalten, dass der Herr im Alten Bund die Abgabe der Zehnten für die Juden anordnete. 

2 Artikel „Der Zehnte“; leider ohne Quellenangabe und Nennung des Verfassers
3 Frank Viola: Der krumme Weg (Heidnische Einflüsse im Christentum/Ãœber die Ursprünge unserer  Gemeindetraditionen); S. 232

zu 2: Wozu wurde der Zehnte gebraucht?

Ich zitiere R. Senk dazu:“ Der Zehnte war eine feste Ordnung im Gesetz des Alten Testament. Von allen Erzeugnissen und allem Vieh etc. musste man den 10ten Teil dem HERRN abgeben (3.Mo.27,30-32). Dies war vor allem für den Lebensunterhalt der Leviten gedacht, die ja kein Erbteil an Kanaan bekamen (5.Mo.18, 1-2), sondern an der Stiftshütte (dem Tempel) dienten (4.Mo. 18, 21-24). Die Leviten wiederum mussten aus gleichen Gründen von ihrem 10ten den 10ten Teil an die Priester abgeben (4.Mo. 18, 21-32). Dies alles geschah jährlich.
Alle drei Jahre (2 x in 7 Jahren) sollte ein Fest der Israeliten mit den Leviten zusammen gefeiert werden (5.Mo.12, 5-18; 14, 22-29), und alle drei Jahre musste man für die Leviten, aber auch für Fremde, Weisen und Witwen, den Zehnten geben (5.Mo.14, 27-29). Es gab also drei Kategorien des Zehnten im Alten Testament. Die Nichteinhaltung dieser Bestimmungen bedeutete, Gott selber zu berauben und den Segen zu verlieren (vgl. Mal.3, 7-12; vgl. 5.Mo.28 – dies gilt im  Prinzip für alle Gebote Gottes).
Der Zehnte war also eine Art „Sozialversicherung für Bedürftige“ und „Steuer für die Priester und Leviten“. Es war ein „Finanzierungssystem der alttestamentlichen Theokratie“. Schon von diesen inhaltlich-theologischen „Zweckgebundenheiten“, die ja im Neuen Bund so nicht mehr gegeben sind, kann und darf man dies nicht einfach auf die Gemeinde und die neue Heilszeit übertragen.“ (Senk, S.1). 4 

Nun zitiere ich noch einen anderen Autor, der folgendes zu den verschiedenen (!!) Zehnten schreibt:
„Gott gab dem frühen Israel in den 5 Büchern Mose sodann eine klare Steuergesetzgebung. Dazu gehörten drei Zehntenzahlungen:
1) zehn Prozent aller Erträge des Landes wurden pro Jahr abgegeben als Lohn für die landlosen, levitischen Priester und ihren Tempeldienst (die wiederum ihrerseits 10% in die Lagerhäuser des Tempels zu bringen hatten) (3. Mose 27, 30-33; 4. Mose 18, 21-31).
2) Zehn weitere Prozent pro Jahr waren für die Finanzierung des ausserordentlich aufwendigen Systems von jüdischen Festen aufzubringen (5 Mose 14, 22-27). Von diesem „Festzehnten“ konnte man aus Gründen der Logistik die entsprechenden Erträge auch zu Hause verkaufen und zu Geld machen, sich dann auf den Weg nach Jerusalem begeben und dort mit dem Geld wieder die Dinge kaufen, die für das Fest benötigt wurden.
3) Schließlich gab es die Vorschrift eines Armenzehnten (5. Mose 14, 28-29; 26, 12-13), der nur alle 3 Jahre, im sog. „Zehntjahr“, zusätzlich abzugeben war. Dieser ähnelte einer Sozialversicherungsabgabe, denn er war bestimmt für die lokalen Leviten sowie Waisen, Witwen, Arme und Fremdlinge vor Ort.
Die Abgabebelastung der jüdischen Familie lag also bei durchschnittlich 23,3% des Bruttoertrages pro Jahr. Der berühmte „Zehnten-Vers“ aus Maleachi 3,10 sagt demgemäss auch nicht: bringt den Zehn-ten“ (Einzahl), sondern „die Zehnten (Plural)* in mein Haus“. Wer damals „zehntete“, gab also 23,3% brutto, nicht etwa 10% netto. (* s. alle Luther Übersetzungen; RH)
it der Einführung der Monarchie zur Zeit Sauls wurde zudem eine vierte Abgabe fällig, der sogenannte Königszehnte, der den Steuersatz sogar auf 33,3% p.a. hob. Dies war eine politisch-militärische Steuer, die das Königtum, einen Hofstaat und alle militärischen und sonstigen Eskapaden des Königs zu finanzieren hatte.“ 5  
Das Volk Gottes hielt den Zehnten zurück und unterdrückte damit die Bedürftigen! Die Unterdrückung der Armen - darauf legt Gott seinen Zeigefinger! Wenn ein Großteil der Bürger Deutschlands keine Einkommenssteuer mehr bezahlen würde, wäre dies wie Diebstahl und Steuerhinterziehung!
Außerdem, wie beschrieben, ging es im AT nicht um 10% Abgabe sondern um mindestens 23,3%, weil es nicht einen sondern mehrere Zehnte gab ! 

Eine gute Erklärung gibt folgender Autor wider: „Man beachte, dass Gott Israel geboten hatte nicht zehn, sondern 23,3% Prozent seines jährlichen Einkommens zu geben (20% jährlich und 10% alle drei Jahre ergeben 23,3% pro Jahr. Gott ordnete alle drei Zehnten an (Neh. 12, 44;Mal. 3, 8-12; Hebr. 7, 5)). Diese Zehnten setzten sich zusammen aus dem Ertrag des Landes, also der Saat, der Ernte und der Viehherde. Es ging um den Ertrag des Landes, nicht um Geld. Hier kann eine klare Parallele gezogen werden zwischen Israels Ordnung des Zehnten und dem Steuersystem in den Vereinigten Staaten unserer Zeit. Israel war verpflichtet, nationale Arbeiter (Priester), Feiertage (Feste) und die Armen (Fremde, Witwen und Waisen)durch jährliche Zehnte zu unterstützen. Die meisten modernen Steuersysteme dienen dem gleichen Zweck. Mit Jesus wurden auch sämtliche zeremoniellen, staatlichen und religiösen Vorschriften der Juden ans Kreuz genagelt und begraben. Und zwar so, dass sie nie wieder auftauchen und uns anklagen. Aus diesem Grund finden wir im Neuen Testament nicht mehr Christen, die den Zehnten geben, als solche, die Ziegen und Böcke zur Tilgung von Sünden opfern, nämlich – keine.“ 6 

4 vgl. John MacArthur Studienbibel; Kommentar zu Maleachi 3, 8-12; 3, 10 und 2. Kor. 8, 3
5 Artikel: „Wie wir vom reglementierten zum befreiten Geben kommen“
6 Frank Viola: Der krumme Weg ; S. 231

Die wichtigste Belegstelle für die Zehnten-Befürworter steht denn auch im AT, in Maleachi 3.  
R.H. Edenharder, der sich intensiv mit der Thematik befasst hat (s. Literaturempfehlung), bemerkt folgendes:
„Meiner Meinung nach wird ein angemessenes Verständnis erst dann möglich, wenn die Personen korrekt identifiziert werden, zu denen der Prophet Maleachi spricht. Die erste Adressatengruppe ist offensichtlich das gesamte Volk Israel (Juda) (vgl. Mal. 1, 1-5) - alle Menschen des Volkes Gottes sollten wissen, was der Prophet bzw. Gott wollte. Die zweite Adressatengruppe sind die Priester: Ab Kapitel 1, 6 bis zum Ende des Buches spricht Gott zu ihnen. In 1, 6 heißt es:...Es spricht der HERR der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet. In 2, 1 heißt es: Und nun ergeht über euch, ihr Priester, dieser Beschluss. Die Tatsache, dass der Prophet ab Maleachi 1, 6 die Priester, nicht mehr aber das ganze Volk anspricht, ist für die korrekte Interpretation von Maleachi 3, 8-10 (mit) entscheidend,...“ 7
„Der Vers 9 stellt allerdings ein Problem dar. Die mir bekannten deutschen Bibelübersetzungen formulieren: „Ihr betrügt mich, ihr, das ganze Volk.“ In der dem Urtext stärker angenäherten Ãœbersetzung von Buber und Rosenzweig heißt es jedoch: Mit dem Fluch seid ihr verflucht, und mich wollt ihr noch prellen, du Stamm allesamt!  Diese Ãœbersetzung macht deutlich, dass nicht das ganze Volk Israel (Juda) gemeint ist, sondern ein bestimmter Stamm, der Stamm Levi, zu dem die Priester gehörten.“ 8
Die Aufforderung in Vers 10 „Bringt den Zehnten ins Vorratshaus, damit in meinem Hause Speise sei...“ gilt somit wieder ausschließlich den Priestern, nicht aber dem ganzen Volk. Was war geschehen?
Nach Nehemia 13, 7-12 war der „Zehnte“ von den Priestern gestohlen worden. In Maleachi 3, 10a werden sie aufgefordert, das gesamte gestohlene Gut wieder zurückzubringen. Dieses Gut bestand ausschließlich aus Lebensmitteln, die für die Verpflegung der Priester und Leviten während der einen Woche ihres turnusmäßigen Dienstes gedacht waren (1 Woche in 24 Wochen). Da die Verpflegung für die Leviten (Assistenten der Priester, Sänger, Wächter, Bauleute und Handwerker aller Art) nicht vorhanden war, waren diese in ihre ländliche Heimat geflohen (vgl. Neh. 13, 10). Die Konsequenz war der Zusammenbruch des Tempeldienstes, der HERR konnte nicht mehr so geehrt werden, wie das im Gesetz angeordnet war, sein Wille war gewissermaßen ausgehebelt worden - kleine Ursache, große Wirkung. Gemäß dem im Bundesschluß enthaltenen Gesetz von Segen und Fluch wurde jetzt von Gott der Fluch über die Priester ausgesprochen (Vers 9).   9
Soweit Rudolf H. Edenharder auszugsweise aus seinem Buch „Der Zehnte in der Bibel und in Freikirchen - Dogma, Tabu und die Folgen.  

Als Christen dürfen wir uns folgende Fragen stellen:

-Gilt der alte Bund oder Teile daraus noch uns?
-Sind die Christen nur in einem Land versammelt und Bürger desgleichen, um eine Art Einkommenssteuer (Zehnten) zu zahlen; also so wie es im Alten Bund bei Israel war?
-Haben wir ein Zentralheiligtum , dem wir finanziell verpflichtet sind?
-Haben Christen nur 1 irdischen König, der zu finanzieren ist?
-Müssen wir, neben der Zehntenabgabe, nicht auch die Reinheits und Sabbatgebote halten? 

Wir dürfen und sollten Anbetung in Geist und Wahrheit praktizieren (s. Joh. 4, 19-26) !
Da jeder Christ Bürger eines bestimmten Staates ist, hat er sich der jeweiligen Obrigkeit zu unterstellen (Röm. 13), sofern dies nicht Gottes Geboten widerspricht (Apg. 5, 29). Dazu zählt dann auch die geforderte Steuerabgabe und z.B. in diesem Sinne eine korrekte Einkommenssteuererklärung. 10

Im alten Bund war es Gott selbst, der die Zehnten anordnete. Die Zehntenabgabe ist also biblisch, aber, wie wir noch sehen werden, nicht christlich!

Darf ein Mensch einem anderen, der im Neuen Bund lebt, dazu auffordern, den(?) Zehnten in eine bestimmte Gemeindekasse zu zahlen? Er ordnet immerhin damit an, wie viel und wozu der Gläubige sein ihm anvertrautes Geld einzusetzen hat! Oft wird noch, bei Nichteinhaltung seitens des Gläubigen,  mit dem Verlust von Gottes Segen gedroht bzw. zumindest den Geschwistern ein schlechtes Gewissen gemacht !  Zum Beispiel mit Mal. 3, 9. Aber Jesus Christus ist uns zum Fluch geworden (Gal. 3, 13-14), wie können wir als Christen dann noch unter einen Fluch Gottes kommen (vgl. Röm. 8, 32-34) ?
Wer sich bis dato noch keine Gedanken über diese Praxis gemacht hat, und das werden vielleicht viele sein, möge dies bitte unter Prüfung von Gottes Wort tun. 

  7 R.H. Edenharder: Der Zehnte, S. 70
  8 R.H. Edenharder: Der Zehnte, S. 76
  9 R.H. Edenharder: Der Zehnte, S. 77
10 vgl. John MacArthur Studienbibel, Kommentar zu Mt. 22, 21; Kommentar zu Röm. 13, 1-7

zu 3: Wie stand Jesus Christus zum Zehnten?
Die Heilige Schrift sagt uns, das alles Leben und alles was wir an natürlichen, geistlichen und materiellen Gaben haben, von Gott selbst kommt (1.Kor. 4, 7). Aber wir geben nicht alles an andere ab.
In der Urgemeinde sorgten die Gläubigen sich, mit allem was sie hatten, um die Geschwister  (Apg. 4, 32). Das finden wir heute größtenteils in unseren Gemeinden so leider nicht wider; meist fehlt auch die enge persönliche Beziehung zueinander bzw. sind die Gemeindestrukturen mehr organisatorischer als organischer Art. Zudem ist das Leben heute wohl tatsächlich komplizierter und verwirrender geworden. 

Jesus Christus selbst hat nur wenige Andeutungen in Bezug auf den Zehnten gemacht. Allerdings war zu dieser Zeit der neue Bund noch nicht in Kraft, der alte Bund galt also noch!  Beispiele sind Mt.23, 23; Lk. 18, 12; Hebr. 7, 5.6.9. Im Mt.-Evangelium geht es im Prinzip gar nicht um das Geben des Zehnten, sondern um die Herzenseinstellung des Pharisäers. Jesus stellt hier die Herzensmotivation an erste Stelle und verurteilt einen Glauben strikt nach dem Buchstaben, den die Pharisäer durch ihre „unzähligen“ Gesetze zu einer nicht tragenden Last für die „einfachen Leute“ ausweiteten. Auf diese Art und Weise wird ein Herzensglauben im Keim erstickt. Jesus hat doch selbst gesagt: „Ich möchte Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer!“ (Mt. 9, 13; 12, 7; vgl. Hos. 6, 6). Auch sprach er vom großen Opfer (Scherflein) der Witwe, um ein Beispiel für seine Jünger zu geben (s. Mk. 12, 41-44).

zu 4: Was sagt das NT uns Christen zum Zehnten bzw. zur Geldspende?
In einem christlichen Internet Forum las ich folgendes: „Wo die Liebe vorhanden ist und uns antreibt, geben wir gerne und rechnen nicht viel hin und her, gleichgültig ob wir arm oder reich sind. Der Herr sieht das Herz des Gebers an.  Wer dem Herrn aus fröhlichem Herzen gibt, kommt niemals zu kurz.“ 11
Grundsätzlich werden wir feststellen, dass das NT keine einzige Forderung zum Geben des Zehnten für die Christen macht !   Im NT wird der Zehnte 4x angeführt und betrifft dabei nie die Christen!
Auf dem, von mir zuvor schon genannten Apostelkonzil in Jerusalem, wurde folgendes beschlossen: „Es hat nämlich dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzuerlegen, außer diesen notwendigen Dingen, daß ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr euch davor bewahrt, so handelt ihr recht. Lebt wohl!“  (Apg. 15, 28-29). Nichts zu lesen von der Zehntenabgabe, dem Sabbathalten, der Beschneidung, allgemeinen Speisevorschriften, einer Kleidungsordnung. Das neue Testament läßt diesbezüglich einiges offen, was uns Sorge bereitet.
Der Zehnte wird in den paulinischen Briefen, die die rechte Anbetung und Verhaltensweisen in der Ge -meinde behandeln, gar nicht angeführt! Ebenso verhält es sich mit dem Sabbat, der Beschneidung, den Speisen. Wenn der Zehnte aber so wichtig für die Gemeinde wäre, müsste er doch unbedingt Erwähnung finden. Ãœbrigens besitzen spätere Kirchen-„Konzile“ keine apostolische Vollmacht! Nur dieses eine in Apg. 15!  Die Leviten verrichteten bekanntermaßen noch bis zur Zerstörung des Tempels (70 n.Chr.) ihren Dienst, doch wir Christen wurden von ca. 30 n.Chr. an, Glieder einer neuen  Priesterschaft, die nicht durch eine Zehntenabgabe unterhalten wurde (Röm. 6, 14; Hebr. 7, 12; 1.Petr. 2, 9).
Ãœbrigens bezahlen die Juden der Moderne in den USA keinen Zehnten. Es gibt keinen Tempeldienst, keine Leviten und Priester mehr. Erst bei einem Wiederaufbau des Tempels würde sich dies ändern. Wer sind nach dem NT der Tempel und die Priester?  Die Versammlung und einzelnen Christen !! Der große Heidenapostel Paulus bemühte sich darum, der Gemeinde finanziell nicht zur Last zu fallen (Apg. 18, 3; 20, 33-35; 1.Thess. 2, 9). Er arbeitete als Zeltmacher. Seine Tätigkeit ist auch ein Hinweis auf die Pilgerschaft der Gemeinde in der Welt.
Erst später, um das achte Jahrhundert, wurde die Zehntenabgabe für den bestehenden Klerus eingefordert. Zuerst hatten die Staaten in Westeuropa ihn schon als Steuer von den Bürgern eingefordert. Davor wurde er von den Gläubigen als freiwilliges Opfer gegeben bzw. war die Höhe der Spende frei.
Nun hat sich die Gemeinde also in der Welt seit langem „eingenistet“. Sie hat ihre „Pilgerstruktur“  oftmals aufgegeben und ist in teilweise große Konfessionen aufgegangen.
Seit Jahrzehnten gibt es zudem große Anstrengungen, die organisierte Einheit der Christen (Ökumene) herzustellen. Wer sich dafür einsetzt kennt augenscheinlich das Wesen der Gemeinde gar nicht. Es gibt immer wieder Christen, die die organische Struktur der Gemeinde betonen, aber leider verhallt ihr Ruf oft in alle Winde...
Das Wort sagt uns: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter -einander habt“ (Joh. 13, 35); vgl. 1. Thess. 3, 12; 1. Petr. 4, 8.  Dies untergräbt nicht rechte Lehre! Schon der Philosoph Galenus von Pergamon sagte über die damaligen Christen: „Seht, wie sie einander lieb haben.“
Wie verhielt sich eigentlich die Ur- bzw. Frühgemeinde in Punkto Finanzen und gegenseitiger Hilfestellung?

11 Quelle: http://jesus.aktiv-forum.com/neues-testament-f6/wie-verhalt-es-sich-mit-dem-zehnten-geben-im-neuen-testament-t128.htm

Voranstellen möchte ich, dass die Gemeinde o. besser Versammlung (ecclesia), damals eine organische Struktur hatte. Was heißt das eigentlich?: Dort gab es keine bezahlten Priester mehr, denn jeder ist nun im Neuen Bund ein Priester: “so laßt auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus“.... „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht“ (1. Petr. 2, 5.9)......“uns zu Königen und Priestern gemacht hat für seinen Gott und Vater (Off. 1, 6a).... „hast uns zu Königen und Priestern  gemacht für unseren Gott“  (Off. 5, 10a).
Jesus Christus hat seinen Kindern Freiheit geschenkt; in dieser Freiheit sollen und dürfen wir leben! Was dies bedeutet, sagen Verse aus dem Galaterbrief aus:  „1 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und laßt euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!.. 13 Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder; nur macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander durch die Liebe. 14 Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt, in dem: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«.....“16 Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen.“ (aus Gal. 5).
So gibt Gott auch die Gaben zur Erbauung der ganzen Versammlung: „7 Jedem wird aber das offensi-chtliche Wirken des Geistes zum[allgemeinen] Nutzen verliehen“. Der Leib Christi (Versammlung, RH)besteht aus Gliedern, die füreinander Sorge tragen: „18 Nun aber hat Gott die Glieder, jedes einzelne von ihnen, so im Leib eingefügt, wie er gewollt hat. 19 Wenn aber alles ein Glied wäre, wo bliebe der Leib? 20 Nun aber gibt es zwar viele Glieder, doch nur einen Leib.“  Die geringeren Glieder erhalten sogar, im Kontrast zur Welt, einen höheren Wert: „...24b Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, daß er dem geringeren Glied um so größere Ehre gab, 25 damit es keinen Zwiespalt im Leib gebe, sondern die Glieder gleichermaßen füreinander sorgen.“ (aus 1. Kor. 12).
Auch wenn wir das Wesen der Frühgemeinde nicht in einem absolut geistlich positiven Licht sehen sollten, wurde dies oben beschriebene auch zu einem gewissen Teil ausgelebt:  „Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten. Es kam aber Furcht über alle Seelen, und viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel. Alle Gläubigen waren aber beisammen und hatten alle Dinge gemeinsam;  sie verkauften die Güter und Besitztümer und verteilten sie unter alle, je nachdem einer bedürftig war.  Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens; sielobten Gott und waren angesehen bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich die zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden“ (Apg. 2, 42-47; U=RH).
Diese Situation war allerdings einmalig und wurde nicht zur Norm gemacht. Die Geisteshaltung aber, die dahinter stand, bewirkte Frucht.
Was Kollekten anbelangt, die ca. 1622 in der Christenheit eingeführt wurden, dürfte man folgenden Rat in Erwägung ziehen: „Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, er wird es dir öffentlich vergelten“ (Mt. 6, 3-4;U=RH). Besser ist es, wenn auch Geschwister nicht sehen, welchen Betrag einer gibt. So kann man unnützes Geschwätz und Beeinflussung vermeiden.
Wie zur Bestätigung betonen diese Verse, das man eben nicht nach einem bestimmten Schema vorgehen muß  (rein rechnerisch quasi), sondern seinem Herzen gemäß handeln sollte.
Auch ist es doch bedenklich, wenn man meint, durch die Abgabe des Zehnten könnte man Gottes Segen oder gar Wohlstand bewirken. Ist Gott ein Automat, in den man 10% einwirft und dann anschließend Gewinn über die eingelegten 10% hinaus erwartet? Bei einem Bankgeschäft mag das so sein.
Außerdem ist die Praxis des Zehntengebens bei wohlhabenden Christen wesentlich bequemer umzusetzen als bei bedürftigen oder armen Geschwistern. Auch wenn diese oft geberfreundlich sind.
Wo nun Menschen anderen Menschen Vorschriften machen, wird diese Freiheit eingeschränkt. Je mehr Regeln nun eine Glaubensrichtung zum (ungeschriebenen) Gesetz macht, umso mehr wird der einzelne wieder ein Knecht und versklavt. Das Verantwortliche dies aus ehrlicher Überzeugung tun und daher glauben, die vorgetragenen biblischen Verse stehen hinter ihrer Praxis, ändert leider nichts an den Folgen, die daraus entstehen (können).
Das Motto heißt vielfach in verschiedensten Gemeinschaften: Ein guter Christ gibt den Zehnten und zeigt damit seine Hingabe und konsequente Nachfolge. Gibst du den Zehnten, erwartet dich eine Belohnung, verweigerst du ihn, wirst du bestraft. „Der Kern des Evangeliums wird angetastet.“ (F.Viola) An diesem Maßstab gemessen, wären die Christen der ersten Jahrhunderte keine hingegebenen und gehorsamen Jünger gewesen!
„Erhebliche Bedenken kamen mir, als ich feststellen mußte, dass das Thema „Der Zehnte“ vielerorts Dogma wie Tabu beinhaltete: daran glauben, ohne nach einer Begründung zu fragen, und vor allem nicht darüber reden. Erhebliche Bedenken kamen mir weiter, als ich wie auch andere (Seidenberg, 2003) entdeckte, dass die Androhung des Fluches Gottes (vgl. Mal. 3, 10) manche Menschen in große Not stürzte und ihrem Glauben schwer schadete. Erhebliche Bedenken kamen mir auch beim Vergleich  der Belegstelle aus Maleachi (und anderer alttestamentlicher Stellen zum „Zehnten“) mit den Aussagen des Neuen Testamentes über das Erlösungswerk Jesu Christi.“ (R.H. Edenharder, S. 70)
 Nun finden wir aber tatsächlich Aussagen im NT zum Geld geben, und in welcher Gesinnung wir dies ausüben sollten:  „An jedem ersten Wochentag lege jeder unter euch etwas beiseite und sammle, jenachdem er Gedeihen hat, damit nicht erst dann die Sammlungen durchgeführt werden müssen, wenn ich komme“ (1. Kor. 16, 2; U= RH).  Das war übrigens eine lang vorher angekündigte „Aktion“ !
„Das aber [bedenkt]: Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer im Segen sät, der wird auch im Segen ernten.  Jeder, wie er es sich im Herzen vornimmt; nicht widerwillig oder gezwungen, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!“  (2. Kor. 9, 6-7; U=RH).
„Laßt uns aber im Gutestun nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten. So laßt uns nun, wo wir Gelegenheit haben, an allen Gutes tun, besonders aber an den Hausgenossen des Glaubens“ (Gal. 6, 9-10).
Wenn wir dementsprechend handeln, leben wir in der Freiheit eines Christenmenschen und brauchen uns keine Vorwürfe machen zu lassen! 

Der Herr wird uns eines Tages mit Sicherheit nicht fragen, ob wir den/die Zehnten gezahlt haben, ob unser Gemeindehaus seinen Vorstellungen entspricht, ob unsere Kleidung angemessen ist, ob wir den Sonntag (als Ruhetag) heiligen, ob wir unserer Konfession/Glaubensgebäude treu sind, ob wir bestimmte Speisen gegessen oder getrunken haben  usw. usw..
Lassen wir uns doch vom Herrn selbst zeigen, wie viel und wohin wir unser Geld, auch unsere Gaben fließen sollen!
So haben wir die Freiheit, z.B. Geschwistern, die uns persönlich bekannt sind, Hilfe zukommen zu lassen. Oder einem Bedürftigen in der eigenen oder befreundeten Versammlung/Hauskreis. Oder... 

Was also abzulehnen ist, sind gesetzliche Regeln, die gläubigen Menschen vorgegeben und zu denen sie verpflichtet werden. Also die Praxis gerade im freikirchlichen Umfeld.
Die Kirchengeschichte liefert leider in hohem Maße Beispiele, wo Menschen sich gerne von anderen lehren und führen lassen, keine Verantwortung übernehmen möchten und somit ihre christliche Freiheit abgegeben haben im Tausch mit der Knechtschaft (vgl. 2.Kor. 11, 19-21).
Viele richten es sich „gemütlich“ in ihrer Konfession/Gemeinde/Missionswerk ein und nehmen ihren „Priesterdienst“ nicht wahr. Wichtig dabei: Es darf niemals um Manipulation, Rechthaberei und Macht-anspruch gehen!  Weder von Seiten der Gemeindeleitung noch vom Gemeindemitglied selbst ! 

Es darf auch nicht außer acht gelassen werden, daß es in christlichen Gemeinden/Werken oftmals finanzielle Abhängigkeiten und Verpflichtungen gibt, die den „Erlaß“ der Zehntenabgabe begünstigen können.
Zudem ist die Ortsgemeinde nicht 100% gleichzusetzen mit dem Reich Gottes.
Der neue Bund befreit uns von „Zwangsjacken“ (Zehnte, Sabbat etc.) und weist uns darauf hin, daß wir in der Freiheit der Kinder Gottes leben und uns vom Heiligen Geist leiten lassen sollten, der uns, ein geistliches Verständnis über Gottes Wort schenken möchte.
Das Reich Gottes, das dürfen wir wissen, wird niemals in Konkurs gehen noch eine Weltwirtschaftskrise erleben!

„...das Reich Gottes ist.......Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Röm. 14, 17). 

Es sei betont: Hiermit soll kein Christ persönlich in seiner Haltung beleidigt oder gar angegriffen werden. Aber ich hoffe, mit diesem Artikel über die Zehntengabe, manchen zum Nachdenken bewegen zu können. Die Antwort finden wir letztendlich nur in der Schrift. Jeder darf und sollte über sein Glaubensleben/seine Nachfolge, auch im finanziellen Bereich, nachsinnen und offen für Ermutigung und Korrektur sein. Ich wünsche dabei jedem Gottes Segen! 

Prüfen wir die Aussagen von Gottes Wort über den Zehnten, das Geld geben, die gottgewollte Struktur der Gemeinde und die christliche Freiheit eines Gotteskindes.
Wir werden überraschende Entdeckungen machen. 

Ralf Helsper  

 

Anmerkungen:  Bibelstellen sind in Kursivschrift gehalten und, wenn nicht anders vermerkt, der  Schlachter 2000 Ãœbersetzung entnommen.

 

 Literaturempfehlung zum Thema:

 Rudolf H. Edenharder

Der Zehnte in der Bibel und in Freikirchen

Dogma, Tabu und die Folgen

Ob der Zehnte auch für Nachfolger Jesu eine Rolle spielt, darüber wird heute viel diskutiert und spekuliert. Um hier Klarheit zu schaffen, hat der Autor alle Stellen des AT und NT gründlich, sachlich und kompetent sowie unter Berücksichtigung des biblischen und historischen Zusammenhangs untersucht. Die Ergebnisse sind höchst interessant, aber eindeutig und entziehen vielen gängigen Auslegungen und Praktiken den Boden.

Verlag: GloryWorld- Medien
Art.-Nr.: 359.241.000
ISBN: 978-3-936322-41-5
Paperback , 200 S. , 13,5x20,5 cm , 1. Auflage , November 2009,   12,00 €

RH_Portemonnaie_kl

  

pdf104
[Home] [Ãœber uns/ Impressum] [Wie werde ich Christ] [Biblisches] [Links/Software] [Buch Tipp] [Hauskr./Gemeinden] [Orientierung] [Infos + Meldungen]