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Wenn der HERR verzieht ...
Deutschland im Jahr 2050
von Thorsten Brenscheidt, Bochum

Wenn der HERR verzieht und meinem irdischen Leben Gnade schenkt, bin ich in der Silvesternacht zum Jahr 2050 80 Jahre alt. Mit mir sind dies 8 Millionen Menschen in Deutschland. Das sind ganze 12 Pro-zent bei nur noch 66,6 Millionen Einwohnern.   

Die politische Lage
Deutschland ist ein internationales Land. Aufgrund der weiterhin niedrigen Geburtenrate schrumpft die Bevölkerung, aber auch die Zuwanderung ist in den letzten Jahren zurückgegangen – analog zum Lebensstandard. Bargeld gibt es nicht mehr. Bezahlt wird nur noch online oder vor Ort per Fingerabdruck. Datenschutz ist nur noch ein Relikt. Bei den Senioren ist Wohlstand vor allem am Gebiss erkennbar. Krankenhäuser werden vermehrt zu Altenheimen umfunktioniert, ebenso Kirchengebäude zu Kulturstätten – oder sie werden von Christen, Juden und Muslimen gemeinsam genutzt. Längst gibt es mehr Moscheen als Kirchen. Leer stehende Gemeindehäuser werden vermehrt von Muslimen aufgekauft. Das sozialistisch regierte Deutschland versucht die ständig steigende Altersarmut einzudämmen, aber auch die aktive Sterbehilfe ist nicht mehr wegzudenken. Pädophilie ist legalisiert. Homosexualität und Gender Mainstreaming werden gefördert. Werte bestehen vor allem in humanistischer Solidarität, Integration und Toleranz. 

Die geistliche Lage
Das erweiterte Antidiskriminierungsgesetz verbietet christlichen Gemeinden, Homosexuelle, Pädophile, „wilde Ehen“ und andere außerbiblische Lebensformen auszugrenzen. Durch das Gleichbehandlungsge-setz ist gewährleistet, dass in allen eingetragenen christlichen Gemeinden Frauen in Vorstand und Leitung fungieren. Konservativ bibeltreue Gemeinden, die dies ablehnen, sind verboten und treffen sich illegal im Untergrund. So genannte fundamentalistische Auffassungen werden bekämpft und verurteilt. Dazu gehören die Inspiration und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift sowie der Absolutheitsanspruch Jesu, der einzige Weg zu Gott, dem Vater, zu sein (Joh. 14,6). Thema ist nur noch der Glaube „an den einen Gott“.
Spricht man von Theologie, ist damit nicht zuerst evangelisch oder katholisch gemeint, sondern die mittlerweile vorherrschende islamische Theologie. Seit 2047 sind mehr Muslime als Christen erfasst.  Beide koexistieren im Rahmen der „Ökumene der abrahamitischen Religionen“ . Auch die römisch-katholische Kirche hat ihren Anspruch als allein seligmachend aufgegeben und hätte ohne die erweiterte Ökumene auch nicht überleben können. Die evangelischen Kirchengemeinden sind eher Sozialstationen und bei Glaubensthemen unbedeutend. Betont wird die Gleichberechtigung der monotheistischen Glaubensgrundlagen mit dem Schwerpunkt eines gemeinsamen Ethos zur Verwirklichung des weltweiten Friedens.  

Evangelikale gegen Fundamentalisten
Die als Fundamentalisten titulierten konservativ Bibeltreuen sind bei den freikirchlichen Gemeinden als dialogunfähig, volksverhetzend, verfassungsfeindlich und staatsgefährdend mit einem Versammlungsverbot belegt worden. Zuvor herrschte ein Ausgrenzungskampf der ökumenisch gesinnten Evangelikalen. In deren Gemeinden, Bibelschulen, Missions- und Medienhäusern wurde ein Rede-, Lehr- und Missionsverbot gegen konservativ Bibeltreue verhängt. Dies trifft jeden, der sich als nicht allianzkonform ausweist. Vor Jahren nur boykottiert, sind bibeltreue Medien inzwischen nur noch illegal erhältlich. Die meisten evangelikalen Verlage passen sich aus wirtschaftlichen Gründen dem Trend an. Evangelikale Verlagsprogramme enthielten bisher nebeneinander Spreu und Weizen, aber 2050 nur noch Ersteres.
Die Baptisten haben sich in der Tauffrage gelockert und mit den Freien Evangelischen Gemeinden zusammengeschlossen. Überhaupt gilt eine „sowohl als auch“-Theologie: Sowohl Kinder- als auch Glaubenstaufe sind gleichrangig, Pietismus und Charismatik sind harmonisiert bis hin zu Jesus und Mohammed als Prophet, Bibelarbeit und Koranrezitation, Andacht und Zen-Meditation usw.
So wie man in der multikulturellen Gesellschaft verschiedene Hintergründe zu integrieren versucht, werden auch gegensätzliche theologische Positionen zusammengefügt. Mit der Methode  „Nicht exklusiv, sondern inklusiv!“ wollen die Evangelikalen „Jesu Herzensanliegen“ verwirklichen, die Einheit der Kinder Gottes.
So schließen sich pfingst- und charismatische Gemeinden ebenfalls dem großen freikirchlichen Bund an. In den bisher nichtcharismatischen Gemeinden wird ohnehin die charismatische Lobpreisstimulation praktiziert. Sonderlehren sind kein Problem mehr, wenn sie nicht ausgrenzend, sprich fundamentalistisch sind. Doch so groß ist der freikirchliche Bund gar nicht. Die meisten Gläubigen treffen sich eher spontan zu Hause oder irgendwo in Biergärten, anstatt verbindlich und regelmäßig eine Gemeinde zu besuchen. Große Gemeinden mit über 100 Gottesdienstbesuchern sind eine Seltenheit. Viele praktizieren ihren Glauben auch nur per Computer am Handgelenk oder vor einem überdimensionalen Bildschirm auf der Couch im Wohnzimmer, dessen Bild permanent mit Werbebannern und Lauftexten umrahmt ist. Kontakte, Austausch, Gebet, Predigt und Bibellese erfolgen anonym und elektronisch. Wichtige Themen sind Wohlstand, Wellness und Selbstverwirklichung sowie Übungen zu christlicher Mystik, Esoterik und Erotik. Zu Letzterem wurde schon im „Jahr der Stille“ 2010 die grenzüberschreitende Übung empfohlen:
„Alle legen sich still im Kreis auf die Erde, den Kopf jeweils auf den Bauch des Nachbarn ... Eine nette Übung, um auf lockere Art, aber gemeinschaftlich in die Stille zu starten.“
Weitere Schritte 2050 sind das Handauflegen und Salben verschiedener Körperteile sowie längeres, zärtliches Umarmen, um so „die Liebe Gottes“ auszudrücken.  

Quo vadis - wo führt das hin?
Es führt zur Christenverfolgung in Deutschland, jedoch offiziell ausgewiesen als Maßnahmen zum Schutz des Staates. Vermehrt melden bibeltreue Eltern ihre Kinder wegen okkulter Praktiken und fragwürdiger Sexualkunde von der Schule ab und nehmen Strafverfolgungen auf sich. Christliche Privatschulen fallen als Alternative weg, da einseitig weltanschauliche Schulen verboten sind. 
In den legalen christlichen Gemeinden wird um die biblische Wahrheit nicht mehr gerungen. Wahr ist, wer sozial handelt, die Einheit fördert und niemanden ausgrenzt. Die erweiterte Ökumene bereitet die Welteinheitsreligion vor.  

Was sollen konservativ Bibeltreue tun?
Ihnen stehen eindeutig schwere Zeiten bevor, was sie nach Lk. 21,12 und Joh. 15,20 aber nicht überraschen sollte. Ausharren und Standhalten sind biblische Gebote und werden mehr und mehr die Spreu vom Weizen unter den Gläubigen trennen. Bibeltreue sollten vor allem mehr zusammenhalten. Unzählige werden künftig auf sich allein gestellt sein und drohen zu scheitern. Bibeltreue sollten um der Einheit willen sicherlich keine Kompromisse auf Kosten der biblischen Wahrheit eingehen, aber persönlich vermehrt wichtige Prinzipien beachten:
„In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander; in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor!“ (Röm. 12,10)
Das Entscheidende ist, ganz neu die Gesinnung Jesu anzunehmen:
„Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Jeder schaue nicht auf das Seine, sondern jeder auf das des anderen. Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war.“ (Phil. 2,5)
Dann werden auch im Jahr 2050 immer noch Menschen an bibeltreuen Christen erkennen, dass sie Jesu Jünger sind, weil sie Liebe untereinander haben. (Joh. 13,35)

[1] Ausführlichere Infos zur Bevölkerungsentwicklung unter: http://www.terra-human.de/journal/web_entry.php?id=145

[2] http://www.politikstube.de/forum/f17/deutschland_schon_2047_moslemischer_mehrheit-7376 und http://blog.politburo.com/2007_01_01_archive.html

[3]www.ev-akademie-tutzing.de/doku/programm/get_it.php?ID=846

[4] o.O., „anwenden. Zwei Vorschläge für Stille-Abende“, in: dran Nr. 1/2010, (Witten: Bundes-Verlag, 2010), S. 56.

Alle Rechte vorbehalten.

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drücklicher Genehmigung des Autors.

Thorsten Brenscheidt
Gräfin-Imma-Str. 11
D-44797 Bochum

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