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Hier ein paar Auszüge der Themen einiger Monatszeitschriften von 2024.
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Hinweis: Alle Veröffentlichungen von TOPIC-Artikeln
bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Verlages: TOPIC-Herausgeber: Ulrich Skambraks (verantwortlich) Verlag und Redaktion: Postfach 1544, D-57206 Kreutztal,
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Welt im Umbruch: Wird der Friede jetzt von der Erde genommen?
Die deutsche Öffentlichkeit weiß davon nur wenig. Über 1.000 Bundeswehr-Soldaten – darunter
Spezialkräfte von Heer und Marine – sind schon nahe des Kriegsgebietes des Nahen Ostens stationiert: im Libanon, in Jordanien und auf Zypern. Ebenso wenig ist bekannt, dass sich im Mittelmeer der größte
Flottenverband nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengefunden hat. Darunter zwei US-Flugzeugträger (einer wurde zu Neujahr 2024 in die USA zurückbeordert) mit Begleitschiffen wie Lenkwaffenkreuzer und
Jagd-U-Boote. Womit rechnet die Armada der Nato-Kriegsschiffe? Mit einem großen Flächenbrand im Nahen Osten? Besonders bibelkundige Christen sollten derzeit über eine Entwicklung
nachdenken, die sich immer deutlicher abzeichnet. Der Grund: Es könnte im endzeitlichen Zeitablauf ein gewisser Punkt erreicht sein. Falls das so ist, dann wäre ein schneller Fortgang von Geschehnissen,
die in der Bibel sehr konkret beschrieben sind, zeitlich exakt zu bestimmen. Katarzyna Pisarska ist Direktorin des Warschauer Sicherheits-Forums. Diese osteuropäische Institution
ist vergleichbar mit der Münchner Sicherheitskonferenz, auf der sich immer wieder die Mächtigen der Welt einfinden, um sich über die Weltlage auszutauschen. In einem Interview mit der deutschen
Zeitung Die Welt (15.12.2023) prophezeite die polnische Sicherheitsexpertin, „dass wir in eine Ära der Kriege eintreten“. Dies befürchteten hohe Militärs aus Frankreich und
Großbritannien schon vor zwei Jahren. Der britische General Sir Patrick Sanders, Generalkommandeur der britischen Armee, warnte seine Soldaten Mitte 2022 mit folgenden Worten: „Wir sind die Generation,
die die Armee darauf vorbereiten muss, erneut in Europa zu kämpfen … Das Ausmaß der anhaltenden Bedrohung durch Russland zeigt, dass wir in eine neue Ära der Unsicherheit eingetreten sind.“ Auch die
Franzosen sehen dies so. So richtete schon 2021 der französische Generalstab Arbeitsgruppen ein, um die Fähigkeit des Landes zur Bewältigung hochintensiver Konflikte zu analysieren. Eine Arbeitsgruppe
beschäftigte sich damit, ob die Franzosen „bereit sind, ein Ausmaß an Opfern zu akzeptieren, das wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen haben“. Die Deutschen müssen sich im
militärischen Bereich jetzt ebenso mit Verhältnissen befassen, die sie seit Jahrzehnten vernachlässigt haben. Der Grund: Sie haben sich blindlings auf den militärischen Schutzschirm der USA verlassen.
Laut der polnischen Sicherheitsexpertin Pisarska befürchten die USA, dass drohendes Unheil jetzt eher im pazifischen Raum auf sie lauere als in EU. Pisarska: „Die Amerikaner sagen ganz klar, dass China
die größte Bedrohung für sie sei.“ Und genau dort droht ein kriegerischer Konflikt, in den die USA schnell mit hineingezogen werden können. Denn China hat sich fest vorgenommen, Taiwan in
das Reich der Mitte zurückzuholen. Notfalls mit Gewalt und militärischen Mitteln, wie Chinas Staatspräsident Xi Jinping bereits in seiner Neujahrsansprache 2019 offiziell erklärte. Anfang
letzten Jahres prognostizierte der US-General Mike Minihan einen baldigen Krieg zwischen China und Taiwan. Seine Begründung: Sowohl in den USA als auch in Taiwan finden 2024 Präsidentschaftswahlen statt.
Diesen Zeitpunkt könnte China nutzen, das geplante Einverleiben des Inselstaates ins „Mutterland“ umzusetzen. Der US-General: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir 2025 kämpfen werden. Ich hoffe, ich
liege falsch.“ Möglicherweise bestimmt das Bauchgefühl des hohen Militärs auch ein Papier, über das TOPIC schon 2017 berichtete. Es stammt von der US-Denkfabrik Rand Corporation. Im Juli
2017 schrieb TOPIC: „Die RAND Corporation hat vor Kurzem ein Strategie-Papier vorgestellt mit dem Titel ‚Krieg gegen China: Das Undenkbare denken‘. Auftraggeber für die Studie war die US-Armee. Die
Vordenker der RAND Corporation fordern in dem Papier das US-Verteidigungsministerium Pentagon und das Weiße Haus zu ‚vernünftigen Vorbereitungen zur Führung eines lang andauernden und intensiven Krieges
gegen China‘ auf. Und dieser müsse möglichst bald beginnen, so die Vordenker. Wegen der Aufrüstung Chinas würden die Kosten und Verluste für diesen Krieg aufseiten der Vereinigten Staaten 2025 weitaus
höher ausfallen als 2015.“ In zwei großen Kriegsherden lodern schon die Flammen: in der Ukraine und in Gaza im Nahen Osten. Wenn jetzt noch einer im Pazifik hinzukäme, in dem zwei
Weltmächte, die USA und China, direkt aufeinanderprallen, dann brennt der Globus mit unabsehbaren Folgen für die Menschheit – besonders wirtschaftlich. Mitte letzten Jahres sagte
Russlands Alleinherrscher Wladimir Putin, dass der Feldzug gegen die Ukraine kein „territorialer Konflikt“ sei. Er diene vielmehr der Festlegung jener „Grundsätze, auf denen die neue Weltordnung
begründet wird … Wir stehen im Wesentlichen vor der Aufgabe, eine neue Welt zu errichten.“ Was für eine neue Welt? Eine neue Welt, in der Diktatoren bestimmen, die in Moskau, Peking, Teheran oder im
nordkoreanischen Pjöngjang sitzen? Eine Welt, die durch große Kriege neu geordnet wird? Kommt jetzt ein Zeitabschnitt, in dem der Gott der Bibel zulässt, dass der Friede vom gesamten Globus weggenommen
wird? Im 6. Kapitel der Offenbarung des Johannes wird die Öffnung der ersten sechs Siegel beschrieben. Es sind die sogenannten Siegelgerichte, die die Welt heimsuchen werden. Das zweite
Siegelgericht wird so beschrieben: „Und es zog ein anderes Pferd aus, das war feuerrot, und dem, der darauf saß, ihm wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander hinschlachten
sollten …“ Im ersten geöffneten Siegel wird auch ein Pferd genannt: „Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben,
und er zog aus als ein Sieger und um zu siegen.“ Wer ist aber derjenige, der auf diesem, dem weißen Pferd, sitzen wird? Wie ist dieses erste Siegel zu deuten? Der vor allem in
Brüderkreisen geschätzte Bibellehrer Benedikt Peters deutet in seinem Buch „Geöffnete Siegel – Leitlinien der Zukunft im Buch der Offenbarung“ das erste Siegel als eine Zeit, in der auf der Erde Friede
und Sicherheit herrschen werden. Das zeige z. B. der Bogen, von dem kein Pfeil abgeschossen würde. Wie Peters meint, sei dort ein Zeitabschnitt beschrieben, der nach der sogenannten „Entrückung“ komme.
Damit gemeint ist die Annahme, dass alle gläubigen Christen zu einem bestimmten Zeitpunkt von dieser Erde weggenommen würden. Es gibt durchaus Bibelstellen, die diesen Schluss zulassen. Umstritten ist
aber der Zeitpunkt in der Weltgeschichte, an dem dies stattfinden wird. Die meisten Ausleger sehen jedoch in dem ersten Siegel das Auftreten des Antichristen. So auch der messianische Jude Arnold
Fruchtenbaum, der das Standardwerk „Handbuch der biblischen Prophetie“ verfasst hat (und das demnächst in einer aktualisierten Version im Christlichen Medien Vertrieb Hagedorn in Düsseldorf neu erscheinen wird).
Der Kommentar zur Offenbarung „Was die Bibel lehrt“ aus der Verlagsgesellschaft Dillenburg schreibt zum Reiter auf dem weißen Pferd: „Man wird diesen mächtigen Führer als ‚den
starken Mann‘, den ‚Eroberer‘, den ‚Sieger‘ feiern, auf den die Menschheit gewartet hat. Er wird es eigenhändig fertigbringen, den Krisenherd Nahost zu befrieden, was zuvor niemandem hatte gelingen
wollen. Der siebenjährige Vertrag ist sein großer diplomatischer Triumph.“ Fakt ist derzeit: Laut israelischer Armee wird der Gaza-Krieg noch Monate dauern. Wohl auch deshalb, weil sich
Israel die Hintermänner der Hamas im Iran vorknöpfen will. Der Iran wiederum droht damit, in den Gaza-Krieg einzutreten, und auch damit, er habe vor einer militärischen Auseinandersetzung mit den USA
keine Angst. Zusätzliches Öl in ein großes drohendes Kriegsfeuer im Nahen Osten schütten auch noch die Huthi-Rebellen im Jemen. Sie werden vom Iran unterstützt und militärisch versorgt und beschießen
seit dem Gaza-Krieg westliche Handelsschiffe im Roten Meer. Die Reaktion von US-Verbündeten: Kriegsschiffe aus 20 Nationen sollen nun die Handelsschiffe schützen. Am 22. September 2023 –
also noch vor dem Angriff der Hamas auf Israel – hielt Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vor der UNO eine Rede. Darin skizzierte er einen Nahen Osten, der die Chance habe, in Frieden und in
Wohlstand zu leben. Voraussetzung: Die Bedrohungen durch den Iran müssen ein Ende haben. Während seiner Rede hielt Netanjahu eine Landkarte hoch, die mit „Der neue Mittlere Osten“ überschrieben und auf
der ein Palästinenserstaat nicht eingezeichnet war. Was wollte „Bibi“ mit der Karte signalisieren? Was weiß er vielleicht schon? Und welche Rolle spielt die Rabbinerschaft in Israel dabei?
Laut Rabbi Yaakov Zissholtz habe er persönlich Kontakt mit dem „Messias“ und sei von ihm autorisiert worden, über seine baldige Ankunft zu informieren. Auch andere Rabbiner, wie Rabbi
Kaniewsky und Rabbi Chulak, behaupten, mit dem Messias bereits gesprochen zu haben. Zissholtz ist als überzeugter Kabbalist praktizierender Okkultist und bezieht Informationen aus einer jenseitigen Welt.
Für ihn als Juden ist die Bibel nicht so wichtig wie die sogenannten „ausgewählten Gerechten“ (dazu gehören die erwähnten Rabbiner), die über Zukünftiges aus der okkulten Welt informiert werden.
Sowohl für biblisch gegründete Juden wie auch für Christen ist klar, dass der von Zissholtz angekündigte Messias nicht Jesus Christus sein kann. Aber es könnte durchaus der „Messias“ sein,
der dem Nahen Osten mit einem Sieben-Jahres-Vertrag Frieden bringen wird. Klar ist im Moment in Bezug auf diese Sachlage noch gar nichts. Noch nicht. Allerdings: In Bezug auf das zweite Siegel zeichnet
sich eine weltweite Entwicklung ab, die durchaus den Gedanken rechtfertigt, dass Gott jetzt zulässt, dass der Friede von dieser Erde genommen wird.
TOPIC Nr. 01/2024
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Heftige Kritik an Papst Franziskus wegen seiner Reaktion auf Koran-Verbrennung
Im Juni letzten Jahres versetzte ein irakischer Migrant in Schweden die islamische Welt in helle
Aufregung. Er verbrannte am ersten Tag des islamischen Opferfestes Eid-al-Adha vor der großen Moschee in Stockholm einige Seiten eines Korans. Vorher hatte er in den Koran einige für Muslime als unrein
geltende Schinkenstreifen gesteckt und dann mehrfach auf das Glaubensbuch des Islams eingetreten. Diesen Vorgang hielten viele Muslime für eine Lästerung Allahs und seines Propheten Mohammed. Diese
Koran-Schändung hatte selbst auf der großen politischen Bühne Folgen. Auch wegen dieses Vorfalls blockiert zunächst der türkische Präsident Erdogan den Beitritt Schwedens zur NATO. Dem
weltweiten Protest dieses Vorfalles in Schweden schloss sich auch Papst Franziskus an. Wie mehrere Medien berichten, sei der katholische Oberhirte wegen dieser Koranschändung wütend gewesen und habe sich
empört und angewidert gezeigt. In einem Interview sagte Franziskus: „Jedes Buch, das von seinen Verfassern als heilig angesehen wird, muss aus Respekt vor den Gläubigen respektiert werden.“
Wegen dieser Reaktion auf die Koranschändung im Sommer letzten Jahres erntete der Papst noch am Ende letzten Jahres heftige Kritik von der Front konservativer Katholiken. In einem Offenen
Brief, den die Katholische Monatszeitschrift Theologisches veröffentlichte, knöpfte sich der katholische Publizist Reinhard Wenner seinen Oberhirten heftig vor: Man könne ein Buch nicht einfach
als heilig bezeichnen, nur weil es seine Verfasser so bezeichneten. Wenner: „Aus welcher Logik ergibt sich das?“ Wenner führt dann auch aus, in wie vielen Suren im Koran Christen abgewertet und
verurteilt würden. Auch das öffentliche Schweigen des Papstes zu aktuellen Christenverfolgungen stellte Wenner in seinem Brief an den Pranger. Über das Massenmorden von Muslimen an
Christen sei aus dem Vatikan kein Wort der Empörung und des Angewidertseins an die Weltöffentlichkeit gedrungen. Ebenso wenig, wenn Bibeln von Muslimen verbrannt worden seien. Wenner: „Sonderbar ist
weiter, dass das Vernichten von Bibeln bisher nie solch einen medialen Wirbel verursacht hat und meines Wissens auch von Ihnen (gemeint ist der Papst) über das Zerstören von Bibeln keine Empörung
geäußert worden ist. Dabei hat es nach Medienberichten in den letzten zehn Jahren mehrere Fälle gegeben, in denen sogar prominente Muslime zum Verbrennen von Bibeln aufgerufen haben.“ Der
Katholik präsentiert als Beweis für seine Behauptung sogar eine detaillierte Liste von öffentlich gewordenen Bibelverbrennungen durch Muslime, von denen sogar Radio Vatikan berichtet hatte.
Insgesamt ist zu beobachten, dass konservative Katholiken immer weniger mit dem Kurs von Papst Franziskus zufrieden sind. Dies äußert sich vor allem in der Aufweichung der katholischen Lehre
in der kirchlichen Praxis vor Ort (TOPIC berichtete).
TOPIC Nr. 01/2024
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Meinung und Meinungsfreiheit
„Soldaten sind Mörder!“ Dieses Zitat des 1935 verstorbenen deutschen Schriftstellers Kurt
Tucholsky sorgte Ende der 1990er Jahre aus damals aktuellen Gründen für ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Grenzen der Meinungsfreiheit. Doch was ist eigentlich eine Meinung?
Eine gute Definition liefert der promovierte Jurist Volker Kitz in seinem Büchlein zu dieser Thematik: „Eine Meinung ist alles, was nicht überprüfbar ist. Sie gibt ein persönliches
Werturteil wieder, eine subjektive Einstellung zu Sachen, Ideen, Personen. Sie kann niemals richtig oder falsch sein. Ein einfaches Beispiel: ‚Erdbeerkuchen schmeckt besser als Laugenstangen.‘ Über diese
Aussage können wir Fotos, Gutachter, Zeugen befragen, doch wird sie sich nie belegen oder widerlegen lassen.“ Daher unterscheidet sich eine Meinung von Fakten: Im Gegensatz zu Meinungen sind Tatsachen
nicht frei, denn sie sind entweder richtig oder falsch: Ein Kilogramm hat 1000 Gramm, Punkt! Hier gilt der Ausspruch eines amerikanischen Politikers: „Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber
nicht auf eigene Tatsachen.“ Da nun eine Meinung subjektiv und nicht beweisbar ist (sonst wäre es eine Tatsache), muss sie im Gegensatz zur landläufigen Auffassung auch nicht begründet
werden. „Weil Meinungen immer subjektiv sind“, schreibt Kitz, „hängt die Meinungsfreiheit nicht von Argumenten ab, weder von schlechten noch von guten. Eine über Jahrzehnte gereifte, sorgfältig
argumentierte Ansicht ist nach dem Gesellschaftsentwurf unserer Verfassung gleich viel wert wie ein Geistesblitz im Suff […] In einem freien Land darf ich mir eine Meinung zu Themen bilden, von denen ich
keine Ahnung habe. Das klingt nicht hilfreich, ist aber der Normalfall: Wenn wir ehrlich sind, redet die Masse der Menschen ständig über Dinge, mit denen sie sich nicht auskennt.“ Dieser Auffassung war
auch das Bundesverfassungsgericht: Die Meinungsfreiheit bestehe unabhängig davon, „ob die Äußerung begründet oder grundlos, emotional oder rational ist, als wertvoll oder wertlos, gefährlich oder harmlos
eingeschätzt wird“. Warum glauben dann aber so viele Menschen, in Deutschland dürfe man seine Meinung nicht mehr frei sagen? Dem gerade wieder ermittelten Freiheitsindex Deutschland zufolge
sind davon sage und schreibe 44 Prozent der Befragten überzeugt (bisheriger Höchstwert!). Das hängt damit zusammen, wie wir miteinander umgehen. Es gibt interessante Umfragen, welchen Menschen wir
Toleranz entgegenzubringen bereit sind und welche zum „Wir“ gerechnet werden. Die geringsten Werte bekamen nicht etwa Ausländer, Migranten oder Homosexuelle, sondern Menschen, die anderer Meinung sind
oder eine andere politische Auffassung haben als man selbst. An der eigenen Meinung hält man zäh fest, denn: „Psychologisch ist es weniger kostspielig, ein paar Fakten umzubewerten, als eine Überzeugung
zu ändern. In Experimenten verteidigen Menschen selbst dann ihre Meinung, wenn man ihnen mitteilt, dass sie versehentlich falsch informiert wurden, dass ihre Meinung also auf unzutreffenden Fakten
beruht. [ ... ] Die psychologische Forschung bestätigt: Was durch Emotionen entstanden ist, lässt sich durch Argumente nicht ändern. Im Gegenteil: Es gibt auch die ‚Einstellungsimpfung‘. Je öfter wir ein
Gegenargument hören, desto immuner werden wir – so, wie wir uns gegen eine Krankheit wappnen, indem wir uns eine Dosis ihres Erregers in den Körper spritzen.“ Manche Menschen gehen daher
sehr weit, um zu verhindern, dass ihre Meinung in Gefahr gerät. Kitz macht in diesem Zusammenhang drei „problematische Typen“ aus: die „Stornierer“, die „Verhinderer“ und die „Teufelsaustreiber“.
Stornierer sind solche, die einer missliebigen Meinung gar nicht erst widersprechen, sondern sie gleich für „ungültig“ erklären, zum Beispiel, indem sie deren Urheber einen Stempel
aufdrücken: „Gutmensch“, „alter weißer Mann“, „Altpartei“, „Elite“ usw. Verhinderer sind solche, die eine andere Meinung gar nicht erst zulassen wollen. Davon kann in den letzten Jahren
so mancher Professor und Experte ein Lied singen, der zu einem umstrittenen Thema die „falsche“ Meinung hat. Er muss dann damit rechnen, dass sein Vortrag nicht stattfinden kann oder zumindest in den
Leitmedien totgeschwiegen wird. Der schlimmste der problematischen Typen wird tätig, „wenn es nicht gelungen ist, eine Meinung zu verhindern. Er ist der Teufelsaustreiber. Er ruht
nicht, bis der Störfall der fremden Meinung behoben ist, bis der Störer seine Arbeit verloren hat, seine Ämter, seine Existenz. Die Teufelsaustreibung geht mit einer Lust einher, Menschen wegen einer
Äußerung zu zer-stören. [...] Das weiß, wer einen Shitstorm im Internet erlebt hat. Jeden kann es treffen, […] Wenn den Teufelsaustreiber eine Diskussion interessiert, dann selten über die Frage: Wie
lösen wir ein gesellschaftliches Problem? Sondern fast immer: Durfte XY das sagen? Die Antwort steht für ihn fest. Die Ordnung kann nur hergestellt werden, wenn sich die anderen distanzieren,
entschuldigen, korrigieren.“ Im Falle des österreichischen Schriftstellers Clemens Arvay, der ein Buch mit abweichender Meinung zu Corona geschrieben hatte und aufs Übelste diffamiert worden war, reichte
seine Entschuldigung nicht aus: Das Mobbing ging unbarmherzig weiter – bis er sich das Leben genommen hatte. Hier steckt also der Kern des Problems: Eine „falsche“ Meinung muss man
aushalten können, denn: „Niemand hat das Recht, für seine Meinung geliebt, gelobt, gefeiert und geknuddelt zu werden.“ Jeder darf seine Meinung haben, aber es gibt kein Recht darauf, dass alle anderen
sie übernehmen. „Jeder darf seine Meinung äußern, aber niemand hat das Recht, unwidersprochen zu bleiben. Wer heftig und unangenehm meint, muss heftigen, unangenehmen Widerspruch ertragen. Die Freiheit
umfasst die Möglichkeit, sich mit seiner Meinung zu blamieren.“ Es gehört zum Grundbestand der Demokratie, dass man Meinungen auch dann akzeptiert, wenn man mit dem Inhalt nicht
einverstanden ist, und zwar weil auch der andere zu einer eigenen Meinung berechtigt ist. Ich muss den anderen nicht überzeugen, und es gibt schon gar keine Pflicht, das zu tun: „Viele glauben, die erste
Pflicht des Demokraten bestehe darin, für die Meinung zu werben, die man selbst als richtig erkannt hat. Die Diskussion ist eine notwendige Informationsquelle für die Gesellschaft, und es ist wichtig, im
rechten Moment seine Stimme zu erheben. [... ] Aber eine Gesellschaft kann sich in einen Überzeugungswahn hineinsteigern. Sie kann sich berauschen und festbeißen an der Frage: Wer hat recht? Viele
fordern lebhaftere politische Diskussionen, um der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Ich glaube, es ist umgekehrt: Menschen verlieren das Interesse an der Politik, weil sie den Eindruck haben, es
gehe dort nur ums Rechthaben.“ Quellenhinweis: Kitz, Volker: Meinungsfreiheit. Demokratie für Fortgeschrittene
TOPIC Nr. 01/2024
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