Erneuter Sturm auf die bibeltreue Bastion
Ein aktuelles Buch ist der x-te Beweis dafür, dass manche (!) Theologen besser einen ordentlichen Beruf erlernt
hätten, als ihr Gehirnschmalz dafür zu verwenden, tiefgläubige Christen in ihrem Glauben zu erschüttern. Man wird auch den Eindruck nicht los, dass besonders die Generation der jüngeren Theologen immer wieder
nach neuen Themen sucht, um ihre berufliche Existenz an den theologischen Ausbildungsstätten sicherzustellen – inklusive Einkommen. Dabei kommen sie auf immer mehr hirnrissige Ideen, und evangelikale Verlage
publizieren dies anscheinend bedenkenlos. Für die Theologie gilt schon seit Langem, was der englische Prediger Spurgeon (1834-1892) einmal so ausdrückte: „Es gibt nichts Neues in der Theologie,
außer dem, was falsch ist. Wenn du etwas Neues predigst, ist es nicht wahr. Wenn du etwas Wahres predigst, ist es nicht neu.“ Und genau das macht ein aktuelles Buch erneut deutlich. Es heißt
„Knapp daneben ist auch vorbei – Holzwege post-evangelikalen Glaubens“. Herausgeber ist Thomas Jeising, Schriftleiter der Vierteljahreszeitschrift Bibel und Gemeinde, die der Bibelbund herausgibt. In dem Buch, das in der Christlichen Verlagsgesellschaft Dillenburg (Bestell-Telefon
02771-83020) erschienen ist, befassen sich mehrere bibeltreue Autoren mit modernen theologischen Strömungen, die derzeit angeblich fromme Intellektuelle ausgeheckt haben und in die evangelikalen Gemeinden
eindringen. Diese vermeintlichen Intellektuellen heißen z. B. Siegfried Zimmer, bis 2013 Professor für ev. Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg und gefragter
Vortragsredner; Thorsten Dietz, Professor für Systematische Theologie an der Ev. Hochschule Tabor und Mitglied im Theologischen Arbeitskreis des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes; Thorsten Hebel,
Theologe, Schauspieler und Kabarettist; Rob Bell, US-Pastor, der zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt zählen soll; N. T. Wright, Engländer, anglikanischer Bischof und Professor für Neues
Testament, und Jürgen Mette, ev. Theologe und ehemaliger geschäftsführender Vorsitzender des Verlages Stiftung Marburger Medien. Was alle Genannten eint: Sie wollen einen biblischen
evangelikalen Glauben weiterentwickeln, damit er besser in die heutige Zeit passt. Das gelingt ihnen aber nur, indem sie zentrale Positionen des Wortes Gottes wie etwa „Sünde“ oder „Erlösung durch Jesus
Christus“ auseinandernehmen, wichtige Aussagen Gottes entkernen und diese Positionen nach eigenem Gutdünken wieder neu zusammensetzen. Die Demontage-Phase setzt an einem ganz raffinierten Punkt an: Zimmer, Dietz
und Co. behaupten, bisher habe man die Bibel oft falsch gelesen und ausgelegt. Nur mit einer hochqualifizierten Theologie seien Spezialisten mit Professorentitel in der Lage auszuforschen, was Gott in seinem Wort
wirklich sagen wolle – oft genug nicht das, was da steht, wie sie meinen. Das Buch „Knapp daneben ist auch vorbei“ enttarnt diese raffinierte Vorgehensweise, und zwar im Licht eines Glaubens, der an der Bibel
als irrtumslosem Wort Gottes festhält. Da gibt es beispielsweise Worthaus. Worthaus ist eine Mediathek im Internet mit theologischen Vorträgen. Etwa zwei Drittel der Vorträge stammen von
Professor Siegfried Zimmer. An Nr. 2 steht Professor Thorsten Dietz. Fast alle Referenten bei Worthaus kommen aus der universitären evangelischen oder katholischen Theologie. Was lehrt nun Professor Zimmer, dessen
Vorträge schon Zehntausende angehört haben? Für den Theologen enthält die Bibel „hunderte von Fehlern“. Ferner meint Zimmer, der Glaube an eine ewige Verdammnis zeuge von einem „eiskalten
Glauben“ und primitiver Moral. Der Tod sei nicht nur eine Folge der Sünde, sondern Teil von Gottes guter Schöpfung. Wer in der Schlange im Schöpfungsbericht den Teufel erkenne, sei „balla, balla“. Andere
Theologen wie etwa Dr. Thomas Breuer äußern sich auf Worthaus so: Jesu Tod am Kreuz sei eindeutig kein stellvertretendes Sühneopfer für die Schuld von Menschen gewesen! Wer Beiträge auf Worthaus
anhört, gewinnt schnell den Eindruck, Laien seien eigentlich zu blöd, um die Bibel zu verstehen. Wer nicht eingeweiht sei in moderner Theologie, Archäologie, historischen Wissenschaften und antiken Sprachen,
könne in keinster Weise verstehen, was Gott im Menschenwort der Bibelschreiber wirklich gemeint habe. Zimmer geht in seiner Überheblichkeit sogar so weit zu behaupten, dass sich die ganze Kirche in vielen Punkten
1.800 Jahre lang geirrt habe. Thorsten Dietz, der in Tabor zukünftige Gemeinschaftspastoren ausbildet, kommt in seinem Buch „Weiterglauben“ nicht so arrogant daher wie Zimmer. Stößt aber wie
sein Kollege letztlich in die gleiche Richtung. Dietz macht die Bibel in ihrer Historizität unglaubwürdig. So habe es Noah und die Arche nie wirklich gegeben. Vieles, was in der Bibel stehe, sei symbolisch
erzählte Botschaft. Deshalb müsse ein kindlicher Glaube überwunden werden – man müsse weiterglauben im Sinne von „den Glauben selbst weiter entwickeln“. Dietz glaubt nicht an die Bibel, sondern an Jesus
Christus, wie er schreibt, deshalb sei die Wahrheit nicht vordringlich in der Bibel zu suchen. Aber wo dann? Dietz deutet an, dass ein mystischer Herzensglaube der sicherere Weg sei. Das bedeutet aber, dass es auf
den Menschen ankommt, der sich einen Zugang zum Göttlichen sucht. Somit ist eine klare Offenbarung Gottes ausgeschlossen. Aber genau die findet sich garantiert, hoch und heilig, nur in der Bibel. Gerade das
Johannes-Evangelium trennt nicht zwischen persönlicher Beziehung und Wahrheit: Jesus selbst ist Wahrheit, und Gottes Wort ist die Wahrheit, heißt es im 17. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Dietz hinterlässt mit
seiner Universitäts-Theologie in gewisser Weise eine Sprachlosigkeit in Bezug auf Gott und fördert damit das Hirngespinst, dass sich jeder selbst sein Gottesbild suchen müsse. Weitergedacht: Im Mittelpunkt steht
allein der Mensch und nicht mehr Gott. Auch Jürgen Mette arbeitet in seinem Buch „Die Evangelikalen: Weder einzig noch artig. Eine biografisch-theologische Innenansicht“ an der Demontage eines
gefestigten Bibelglaubens. Für den Marburger ist die Bibel ausdrücklich nicht Offenbarung, sondern „Zeugnis von der Offenbarung Gottes“. Das bedeutet im Klartext: Der Heilige Geist hat nur teilweise Sätze,
Passagen, Kapitel im „Wort Gottes“ direkt inspiriert. Natürlich kann Mette dann auch mit dem Begriff Irrtumslosigkeit der ganzen Bibel nichts anfangen, wobei er bei diesem Thema Thorsten Dietz bemüht, der
erklärt, man könne die Irrtumslosigkeit aus der Bibel gar nicht ableiten. Deshalb hat Mette auch mit der Chicago-Erklärung, in der Gottes Wort Irrtumslosigkeit bescheinigt wird, Probleme. Mette fragt: „Wer sind
wir, dass wir Gott Fehlerlosigkeit attestieren?“ So eine Frage ist nicht nur dummdreist, sondern fast schon gotteslästerlich. Thomas Jeising schreibt zum Ende des Buches „Knapp daneben ist auch
vorbei“ etwas, was in vielen Gemeinden vernachlässigt wird und deshalb einen Einbruch falscher Lehren leicht macht: „Sicher ist nicht jeder Christ gleichermaßen zum theologischen Arbeiten berufen.
Grundkenntnisse aber – etwa in Form von bibelkundigem Wissen – kann jeder erwerben. Darüber hinaus sollte sich die christliche Gemeinde nicht nur Gemeindemanager und Evangelisten leisten, sondern eben auch
Leute, die ihre Lebenskraft dafür einsetzen, die Tiefe und Schönheit des christlichen Glaubens mit ihren theologischen Arbeiten herauszustellen.“
TOPIC Nr. 11/2019
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