Appell zum Bekenntnis: Interview mit Ulrich Parzany
Anfang September veranstalteten acht ev. Gemeinschaften und Gemeinden im Siegerland eine Evangelisation mit dem
Titel âJesus Christus 2018â (JC2018). Redner an den Abenden in Kreuztal war der ev. Pfarrer Ulrich Parzany. Am Rande der JC2018-Woche befragte Ulrich Skambraks den ehemaligen GeneralsekretĂ€r des deutschen CVJM nach
dem Inhalt seines neuen Buches âMan muss Gott mehr gehorchen als den Menschenâ und zu seiner Stellung zur kath. Kirche. TOPIC:
Herr Parzany, warum ist gerade heute ein mutiges Bekenntnis zu Jesus Christus und zur Bibel so wichtig? Ulrich Parzany: Weil es gerade innerhalb der
evangelischen Kirchen, der Kirchen ĂŒberhaupt, sehr umstritten ist, ob man Gott gehorchen soll, wer Gott ist, ob wir seinen Willen kennen, worin sein Wille besteht, welche Bedeutung die Bibel hat, wie wir sie
verstehen, auslegen und anwenden sollen. TOPIC: Wie versteht denn der ev. Pfarrer Ulrich Parzany die Bibel? Ulrich Parzany: Von
Anfang bis Ende dokumentiert die Bibel, dass Gott persönlich spricht. âDas Wort des HERRN geschahâ, lesen wir immer wieder. âIch aber sage Euchâ, sagt Jesus. Ich gehe von der Voraussetzung aus, dass Gott
sich durch sein Reden und Handeln in Israel und endgĂŒltig in Jesus Christus offenbart hat. Nicht die historische Betrachtung der Bibel stelle ich infrage, sondern die sogenannte historisch-kritische
Bibelauslegung. Ihr liegt die Weltanschauung zugrunde, dass es Gottes Reden und Handeln gar nicht gibt, sondern nur die Meinungen von Menschen, die behaupten, Gott habe geredet und gehandelt. Nein, nein: Gott redet
direkt durch sein Wort. TOPIC:
In Ihrem Buch âMan muss Gott mehr gehorchen als den Menschenâ gehen Sie auch darauf ein, dass ein Christ in einer pluralistischen Gesellschaft erkennbar sein muss. Wie denn? Ulrich Parzany:
Wir mĂŒssen beschreiben können, dass ein Christ jemand ist, der sich von anderen durch seinen Glauben an Jesus Christus unterscheidet. Dieser Glaube wird inhaltlich durch die Aussagen der
Bibel bestimmt. Durch Jesus Christus empfangen wir Vergebung der SĂŒnde und werden von Rebellen gegen Gott zu Kindern Gottes. Wer aber Jesus Christus nachfolgen will, muss sich an ihm orientieren. Mein Appell geht
an die Gemeinden und Gemeinschaften. VerdrÀngt die Kontroversen nicht! Tut nicht so, als gingen euch die aktuellen Auseinandersetzungen in den Kirchen nichts an. Bezieht gemeinsam Position! Vergewissert euch
miteinander, warum die Bibel Gottes Wort ist. Vergewissert euch und verkĂŒndet, dass Jesus allein Retter fĂŒr alle Menschen ist! Die öffentliche VerkĂŒndigung des Evangeliums fĂŒr suchende und kritische Menschen
ist der notwendige Beitrag der Christen in einer pluralistischen Gesellschaft. TOPIC: Sie schreiben, dass immer mehr ev. Pfarrer in ihrer Gewissensentscheidung
eingeschrĂ€nkt werden. Thema: Segnung von homosexuellen Paaren. Seitens der Kirchenleitungen fordere man von den Pfarrern, dass NĂ€chstenliebe vor Gewissensentscheidung gehen mĂŒsse. Ulrich Parzany:
Wenn der Satz âJesus liebt dich, so, wie du bistâ so verstanden wird, dass wir bleiben sollen und können, wie wir sind, entspricht das nicht der Wahrheit. Wir mĂŒssen den Menschen
erklĂ€ren, welche Konsequenzen die Gemeinschaft mit Jesus fĂŒr ihre Lebensgestaltung hat. Der Mensch ist zum Ebenbild Gottes geschaffen, und zwar in der Unterschiedlichkeit und Zusammengehörigkeit von Mann und
Frau. Auf diesem Hintergrund lehnt die Bibel homosexuelle Handlungen ab. Nachzulesen im 3. Buch Mose im 18. Kapitel. Beim Verbot der homosexuellen Praxis in der Bibel geht es nicht um moralische
NebensĂ€chlichkeiten, sondern, ob das von Gott geoffenbarte Menschenbild gĂŒltig ist oder nicht. AuĂerdem: Wer die Gnade Gottes unter dem DeckmĂ€ntelchen der NĂ€chstenliebe missbraucht, um SĂŒnde zu beschönigen,
wird das Gericht Gottes erleben. Das steht ganz klar im Brief an die Galater, Kapitel 6: âIrret euch nicht! Gott lĂ€sst sich nicht spotten. Denn was der Mensch sĂ€t, das wird er ernten.â TOPIC:
Kommen wir noch zu einem anderen Thema: Ihnen wird von konservativen Evangelikalen immer wieder vorgeworfen, Sie wĂŒrden die katholische Kirche wenig kritisieren, ja, sie zeigten sogar eine gewisse NĂ€he.
Ulrich Parzany: Ich bin natĂŒrlich mit Ăberzeugung evangelisch und das predige ich auch, egal, wer mich einlĂ€dt. Das heiĂt: allein Jesus Christus, allein die Gnade,
allein der Glaube, allein die Heilige Schrift. Auch was die Beziehung zur kath. Kirche angeht. Ich teile nicht die Meinung, dass es zwei Offenbarungsquellen gibt, also die Tradition und die Bibel. Aber ich treffe
auch immer wieder Menschen in der katholischen Kirche, die mit ganzem Herzen Jesus nachfolgen, die auch mit der Bibel leben. Da habe ich nicht die Freiheit, ihnen den Glauben abzusprechen. Ich verhandle nicht ĂŒber
meine VerkĂŒndigungsinhalte, wenn man mich einlĂ€dt. Und wenn Katholiken mich hören wollen, habe ich keine BerĂŒhrungsĂ€ngste, weil ich glaube, dass Gottes Wort eine solche Kraft hat, dass es sich durchsetzt. TOPIC:
Okay, Sie predigen das, was Ihnen aufs Herz gelegt wird, aber machen Sie nicht auch ein bisschen Werbung fĂŒr Katholiken oder andere, die Sie einladen? Ulrich Parzany:
Ich verkĂŒndige das Evangelium ĂŒberall dort, wo ich keinen Maulkorb kriege. Ich habe Einladungen zum ev. Kirchentag bekommen, obwohl ich das Konzept des Kirchentages mit seinem grenzenlosen
Pluralismus nicht teile. Dort wird ja alles Mögliche verkĂŒndigt, was gegen das Evangelium ist. Aber mir ging es um Tausende von jungen Leuten, die da waren, denen ich das Evangelium verkĂŒndigen wollte. Nicht, um
Werbung fĂŒr den Kirchentag zu machen. Wissen Sie, mein Dienst ist in der Regel der Dienst einer Hebamme. Ich bau ja nicht meine Gemeinde, sondern ich bin ein Diener der Gemeinde. Wenn Gemeinden
meinen, ich könnte mit meiner Gabe ihnen helfen, dann lasse ich mich gerne einladen, aber die Verantwortung fĂŒr die Weiterarbeit tragen die Gemeinden. TOPIC:
Vielen Dank fĂŒr das GesprĂ€ch und Gott befohlen! Buch: âMan muss Gott mehr gehorchen als den Menschen â ein Appell zum mutigen Bekenntnisâ; Verlag: SCM HĂ€nssler, 185 Seiten, 16,99 Euro.
TOPIC Nr. 10/2018
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