Thorsten Brenscheidt:
FREIHEIT FÜR BLASPHEMIE? Kontroversen um „Götter wie wir“ und „Jesus liebt mich“
Was ist Blasphemie? Der Begriff wird – darin sind sich alle Forscher einig – „seit der Zeit der
Kirchenväter mit Gotteslästerung übersetzt“1. Er „bezeichnet Handlungen
und Worte, durch die die Gottheit verletzt, in ihrer Würde angetastet sowie in ihrem Macht- und Hoheitsrecht eingeschränkt wird“2. In älteren Nachschlagewerken wird die Gotteslästerung unter dem Oberbegriff des Religionsvergehens gefasst,3 der lediglich noch im katholischen Kirchenrecht zu finden ist.4Unter diesem Begriff zählen zum Beispiel auch die Störung von Gottesdienst und
Totenruhe. Für K. Goldammer ist der Kontext entscheidend beziehungsweise unter welchen Vorzeichen Lästerungen geäußert werden. Für ihn „bedürfen gewisse Formen der Parodie, der Posse und des
Witzes über Götter, wie sie vor allem die Antike kennt, besonderer Beurteilung“5.
Mag Goldammers Unterscheidungskriterium auch in gewisser Hinsicht zutreffen, zu einem Freibrief für alle Arten von Gotteslästerungen unter dem Etikett der „Comedy“ oder „Kunst“ sollte
dieses „Privileg“ allerdings nicht entarten. Lästerungen, Beleidigungen und lächerlich machende Verzerrungen und Entstellungen biblischer Inhalte und Personen stellen einen blasphemischen
Missbrauch künstlerischer Freiheit dar. Leider ist auch die Konfrontation mit derselben kein Einzelfall mehr.