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7. Die biblische Sicht des Okkulten
Durch die Bibel erfahren wir, dass es in der übernatürlichenWelt ebenfalls von Gott geschaffene Wesen gibt,
sogenannte Engelwesen, personale Wesen, die nicht an die Gesetze dernatürlichen Welten gebunden sind. Engel sind nicht pausbäckige Fabelwesen, wie es sich vor allem die Maler des Mittelalters vorstellten.
Engelwesen sind von Gott geschaffenePersönlichkeiten, d. h. sie haben die Fähigkeit zu denken, zu fühlen und zu wollen. Sie besitzen aber keinen materiellen Leib wie der Mensch, sondern sie sind geistige
Wesenheiten.Die höchsten dieser Engelwesen, Cherubim genannt, flankieren den Thron Gottes. Cherubim haben auch den GartenEden bewacht, damit der gefallene Mensch nicht an denBaum des Lebens gelangen und sich in
seiner gefallenen Natur verewigen kann. Da auch die Engel einen freien Willen haben, konnte esdazu kommen, dass sich etliche unter Anführerschaft deshöchsten aller geschaffenen Wesen, nämlich
Luzifers, gegenGott entschieden haben und so zu «gefallenen» Engeln wurden. Diese gefallenen Engel werden in der Bibel auch Dämonen genannt. Sie stehen nicht mehr im Dienste Gottes,sondern gehören zur
Gefolgschaft des «Obersten der Dämonen», zu Satan. Das hebräische Wort «Satan» heisst Widersacher oder Feind. Im griechischen Text steht das meist mit«Teufel» übersetzte Wort «diabolos», der
Verleumder oderVerkläger, teils auch das aramäische «satanas». In der adjektivischen Form «diaballo» steckt u.a. die Bedeutung «durcheinanderwerfen». Im Neuen Testament ist sehr viel vom Teufel und
seinen dämonischen Engeln die Rede. Jesus spricht von ihnen unmissverständlich als von persönlichen Widersachern. Es existiert demnach ein übernatürliches, unsichtbares Satansreich, das dem Gottesreich und
Gott selbst feindselig gegenübersteht. Das Prinzip Satans lautet «Rebellion gegen Gott». Sein Ziel ist es, den Menschen in diese Rebellion mit hineinzuziehen. In Hes. 28,12-19 (König von Tyrus)und in Jes.
14,12ff. (König von Babel) wird in indirekterForm und doch ganz offensichtlich von Satan gesprochen,der danach vor seinem Fall das höchste, herrlichste undmächtigste aller geschaffenen Engelwesen gewesen
seinmuss. Weil er sich aber über Gott erhob und selbst Gott seinwollte, wurde er von Gott verworfen.11 Seither ist er unablässig bemüht, den Menschen auf seine Seite zu ziehen. Dastut er u.a. damit, dass er ihm einredet: «Ihr werdet sein wieGott!» Dieser Gedanke, dass sich der gefallene Mensch vergöttlichen könnte, durchzieht alle Religionen und Kulte.
An dieser Stelle möchte ich darauf verweisen, dass auchdie moderne Selbstverwirklichungspsychologie auf demHintergrund dieses Denkens erwachsen ist. Sie geht nachweislich auf die klassische
Theologie des Hinduismuszurück, wonach der Mensch eigentlich göttlich ist, aber keinBewusstsein von seiner Gottesnatur hat. Das Göttliche indem Menschen wird «atman» genannt, das wahre Selbst.Durch
Meditationspraktiken soll es ermöglicht werden, «atman» zu verwirklichen. Wem es gelingt, das Prinzip des «atman» zu verwirklichen, der ist selbst zum Gott geworden.Das Wort «atman» wurde als «Seif» ins
Englische übertragen und fand als «seif realization» Eingang in die humanistische Psychologie. Heute ist der Selbstverwirklichungsgedanke im westlichen Kulturkreis zum populärpsychologischen Allgemeingut
geworden, das keiner mehr in Fragestellt. Kaum jemand vermutet hinter dieser Lehre die Lügeder alten Schlange: «Ihr werdet sein wie Gott!» Was nun bewegt den Menschen dazu, sich diesen finsteren
Mächten zu öffnen und sich derer Praktiken zu bedienen? Warum gab es Okkultpraktiken zu allen Zeiten, warum gibt es sie in allen Kulturen? Es muss wohl in dem Menschen eintiefes Verlangen vorhanden sein, über
seine natürliche Lebenswelt hinauszugehen, sie zu transzendieren. Offensichtlich ist dem Menschen vom Garten Eden her ein primäresGottesbewusstsein verblieben. Obschon er durch den Sündenfall aus seiner
ungebrochenen Gemeinschaft mit seinemSchöpfer herausgefallen ist, scheint er eine unbewusste Erinnerung daran zu haben. Wie sonst könnte man es erklären, dass der Mensch zu allen Zeiten und in allen Kulturen
Religion gehabt hat. Es liegt nun aber in der freien Entscheidungjedes Menschen, ob er dem Glauben an den lebendigenSchöpfergott in sich Raum gewährt, oder ob er der Abgötterei und dem Aberglauben verfällt.
Die eigentlichen Antriebskräfte zur Beschäftigung mitdem Okkulten stammen aus zwei sehr grundlegenden psychischen Bedürfnissen des Menschen, die als direkte Folge des Sündenfalls anzusehen
sind: dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Bedürfnis nach Bedeutung. Jeder Menschmerkt in gewissen Situationen seines Lebens, dass er das Leben und dessen potentielle Bedrohung nicht im Griff hat. Ermacht die
Erfahrung von Unsicherheit, Unzulänglichkeit,Zukunftsangst. Daher klammert er sich an alles, was ihm Sicherheit geben kann. Das ist vor allem die Liebe andererMenschen, ihre bedingungslose Annahme, das Wissen
umdie Zugehörigkeit zu primären und sekundären Bezugsgruppen (Familie, Gemeinde, Sportverein). Auch alles, was ihm hilft, die Zukunft kalkulierbarer zu machen oder ihm zumindest die Illusion darüber
vermittelt, kann ihm Sicherheit geben. Wenn er nun aber von Menschen enttäuscht wurde odersein Bedarf an Sicherheit menschliche Möglichkeiten übersteigt, wird er sich nach übernatürlicher Hilfe ausstrecken.
Sein Bedürfnis nach Bedeutung weckt im Menschen dasStreben nach Geltung, Anerkennung, Ruhm, aber auch nachMacht. Bei der Bedeutung geht es darum, dass wir um unsernWert wissen wollen. Keiner kann
leben mit der Überzeugung, ein «Nichts» zu sein. Wir suchen die Bestätigung unserer Bedeutung beim Sozialpartner, der uns Anerkennung,Respekt, Achtung, Bewunderung usw. entgegenbringen soll.Wo der Mensch
diese Ziele nicht mehr auf natürlichem Weg, durch seine eigene Leistungsfähigkeit und über andere Menschen befriedigen kann, wird er sich wieder nach übernatürlicher Hilfe ausstrecken. Ihr
Bedürfnis nach Sicherheit treibt viele Menschen zum Wahrsager oder zum Astrologen. Andere haben ihren Talisman, der ihnen Schutz vermitteln soll, ein Maskottchen am Rückspiegel oder ein Hufeisen am Kühlergrill
des Autos. Wieder andere tragen ständio, einen Schutzbrief in der Tasche herum. Ich denke da an eine frühere Arbeitskollegin. Sie trug um den Hals eine Kette mit einer goldenen Kapsel dran. Die Kapsel liess sich öffnen und darin befand sich ein klein zusammen-gefalteter Zettel, auf dem ein alter Zauberspruch in angeblich gotischer Sprache stand: ein Schutzbrief. Oder ich denke an eine ältere Frau, die im Krankenhaus ständig ihren kleinen gusseisernen St. Antonius umklammert hielt. War er ihr einmal während des Schlafs entfallen, dann suchte sie ganz verzweifelt das Bett nach ihm ab und kam erst wieder zur Ruhe, wenn sie ihn gefunden hatte. Jedem dürfte klar sein, dass das Maskottchen, der Schutzbrief oder der St. Antonius niemandem Schutz geben können. Es sind tote Gegenstände. Deshalb kann die Hilfe, die man sich davon erhofft, nur eine übernatürliche sein. Nun ist aber klar, dass Gott sich solcher Wege nicht bedient, um uns Seine Hilfe zukommen zu lassen. Denn hier wird ja der Glaube von Seiner Person gelöst und auf bestimmte Handlungen oder Gegenstände gerichtet. Das aber ist im Prinzip nichts anderes als Abgötterei. Wenn es aber so ist, dass Gott auf diesem Wege nicht wirkt, dann kann die Hilfe nur vom Gegenspieler Gottes kommen, dem Satan und seinen Dämonen. (Siehe Abb. 5).
Übernatürliche Hilfe zu erbitten oder zu erwarten von etwas anderem bzw. jemand anderem als dem lebendigen Gott ist immer Abgötterei! Und Abgötterei bringt den Menschen in Kontakt mit Mächten
der Finsternis, die ebenfalls Hilfe anbieten. Es kommt dabei zu einer gewissen Gemeinschaft mit diesen Mächten und zur zunehmenden Einflussnahme dieser Mächte auf den Menschen. Das Vertrauen richtet sich bei
solchen Praktiken ja immer auf Satan statt auf Gott. Dadurch wird diesem aber eine Einflussnahme auf unser Leben eingeräumt. So wie Vertrauen auch in Bezug auf Gott der eigentliche Schlüssel ist, durch den
Gottes Wirken erfahrenwerden kann, so ist er es auch in Bezug auf Satan. Das Streben des Menschen, Aufschluss über seine Zukunft zu erhalten und zu ihm sonst unzugänglichem Wissen zu kommenund Einfluss auf
sein Schicksal zu nehmen bzw. sein Glückselbst zu machen, macht sich Satan zunutze. Er bietet sich als Helfer bereitwillig an, weil er dadurch Einfluss auf das Leben seiner «Klienten» bekommt. Gewiss: Die
meisten Menschen denken nicht so weit, doch das ändert nichts an denAuswirkungen. Abgötterei, auch wenn sie völlig naiv praktiziert wird, schafft ein okkultes Beziehungsfeld, innerhalbdessen sich dämonische
Aktivität entfalten kann.
8. Die vielen Gesichter des Okkultismus
Die okkulten Praktiken lassen sich grob in zwei Kategorieneinteilen. Die eine Kategorie hat es grundsätzlich
mitMachtausübung zu tun – hier spricht man von Magie. Diezweite Kategorie hat es mit Wissen zu tun – hier sprechen wirvon Mantik. Die Schlange im Garten Eden sprach zur Frau:«Gott weiss, dass an dem Tag, da
ihr davon esst, eure Augenaufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennendGutes und Böses.» «Sein wie Gott» heisst «Macht haben»; esspricht das Bedürfnis nach Bedeutung an. «Wissen, was gutund böse
ist» bezieht sich dagegen auf das Bedürfnis nach Sicherheit Im Folgenden sollen die diversen okkulten Praktiken nuraufgezählt werden. Diese Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Es
ist nicht das Anliegen diesesBuches, einen umfassenden Einblick in Okkultpraktiken zuvermitteln. Vielmehr soll der Schwerpunkt auf dem seelsorgerlichen Umgang mit dämonisch gebundenen Menschenliegen.
Übernatürliche Bewahrung vor Bösem. Vielfach suchtman übernatürliche Bewahrung vor Bösem, vor Unglück,Krankheit,
Tod. Dazu dienen dann etwa Hufeisen, Maskottchen, Wünsche wie «toi, toi, toi», «Hals- und Beinbruch».Man drückt dem andern den Daumen, will den Tag nicht vordem Abend loben, weil dies Unglück bringen
könnte, denTeufel nicht an die Wand malen, damit er nicht kommt, usw.Man trägt Kupferarmbänder, lässt sich Gegenstände weihen,weil man sich von geweihten Gegenständen Schutz erhofft.
Übernatürlicher Zugang zu Glück und Erfolg. Vielfachsuchen Menschen auf übernatürliche Weise Glück und Er folg im
Leben zu erlangen. Da hört man von einer Fussballmannschaft, die eine Ziege mit um die halbe Welt schleppt als Talisman, der vor Niederlagen bewahren soll. Überhaupt ist Aberglaube und magische Praxis bei
Hochleistungssportlern sehr verbreitet. Viele halten…..
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