Leseprobe von Seite 18-20
Die Enthüllung des Betrugs
Da Sakrileg behauptet, gewissermaßen historisch zuverlässig zu sein, ist es wichtig für uns
zu fragen: Ist das Buch glaubhaft? Viele fragen sich, wo Brown die Grenzlinie zwischen Wahrheit und Fiktion überschreitet, die Grenzlinie zwischen den Tatsachen und reiner Phantasie. Ist es überhaupt möglich, dass
wir eines Tages irgendwo entdecken werden, dass seine Version der Geschichte Glaubwürdigkeit besitzt? Ich habe dieses Buch als Versuch geschrieben, diese und andere Fragen zu beantworten. Wir werden uns dazu mit
Themen beschäftigen wie dem Konzil zu Nizäa, den gnostischen Evangelien, dem Kanon des Neuen Testaments und den Gemälden Leonardo Da Vincis. War Jesus nur ein begeisternder Führer, der eine religiöse Bewegung
gründete? Waren die Gnostiker eine frühe Form des Christentums, die von der männerdominierten Schar der Apostel des Neuen Testaments enteignet wurden? Ich hoffe, dass Ihr Glaube im Lauf der Beantwortung dieser
Fragen sowohl herausgefordert als auch gestärkt wird. Ich habe nicht die Absicht, alle historischen Fehler in Sakrileg aufzulisten - das würde in der Tat eine sehr lange Liste werden. Zu diesen
falschen Aussagen gehören etwa: »Jesus war eine historische Gestalt von unerhörter Wirkung ... (er) führte Millionen von Menschen zu einem neuen Aufbruch«, als er hier auf der Erde war, oder: »... in den drei
Jahrhunderten der Hexenjagd hatte die Kirche die erschütternde Zahl von fünf Millionen Frauen auf den Scheiterhaufen gebracht.«6 Diese und andere Falschaussagen sind nicht wirklich bedeutsam für den grundlegenden Angriff des Buches auf den christlichen Glauben. Ich werde mich stattdessen auf die skurrilen Behauptungen konzentrieren, die hier gegen Jesus und die Bibel erhoben werden.
Hier sind einige der Schlüsselfragen, die wir versuchen werden zu beantworten:
Hat Konstantin die Gottheit Jesu erfunden? Und hat das Konzil zu Nizäa, das er einberief,
entschieden, welche Bücher zum Neuen Testament gehören sollten?
Sind die gnostischen Evangelien verlässliche Führer durch die neutestamentliche Geschichte?
Wer bestimmte, welche Bücher das Neue Testament bilden sollten, und auf welcher Grundlage beruhte
ihre Auswahl? Wann wurden diese Entscheidungen getroffen?
Ist es glaubhaft, dass Maria Magdalena mit Jesus verheiratet war?
War das Opus Dei mit der Zerschlagung der Bruderschaft von Sion beauftragt, um die Offenlegung von
Geheimnissen über den wirklichen Jesus zu unterdrücken?
Ist es wahr, dass der Gnostizismus (den wir später näher erläutern werden) ein lebendiges
»alternatives Christentum« darstellt, das den wahren christlichen Glauben repräsentieren könnte? Wenn wir uns über Gott einig sind - müssen wir uns auch über Jesus einig sein?
Folgen Sie mir auf eine Reise, die uns in die fesselnde Geschichte der Ursprünge des Christentums
führen wird. Eine Reise, die uns mit den historischen Ereignissen vertraut machen wird, die die christliche Kirche begründen. Ob Sie nun das Buch Sakrileg gelesen haben oder nicht, ich meine doch, dass Sie
von der christlichen Reaktion auf die Angriffe gegen den historischen Jesus profitieren werden.
Leseprobe Seite 134 - 136
Vorherrschende Meinungen
Leute von heute sind eindeutig auf der Suche nach Verbindung mit der metaphysischen Welt. Gehen Sie
in eine Buchhandlung und Sie werden viele Regale voller Bücher zum Thema spirituelle Suche finden. Es gibt Bücher und Fernsehprogramme, die sich mit Spiritualität und Heilung befassen, mit Spiritualität und
Selbsterfahrung, und natürlich auch mit Spiritualität und Sex. Es gibt viele Wege, und jeder ist eingeladen, seinen eigenen Weg zur Erfüllung zu wählen.
Millionen von Menschen, die niemals das Wort Gnostizismus gehört haben, sind Anhänger seiner
wesentlichen Lehren. Den Gnostizismus zu verstehen, heißt zu begreifen, warum er für eine Generation so attraktiv ist, die sich der Vielfalt und der Do-it-yourself-Spiritualität verschrieben hat. Wenn wir das, was
die Gnostiker glaubten, dem historischen christlichen Glauben gegenüberstellen, dann liefern wir praktisch eine Kritik des heutigen religiösen Klimas.
Obwohl der Gnostizismus keine einheitliche Bewegung mit vielen komplizierten Lehren war, wollen wir
hier nur seine Lehre über Jesus in ihrer populärsten Form betrachten. Zeit und Raum machen es notwendig, dass wir unsere Betrachtung auf ein paar Lehraussagen über Jesus beschränken, die in einigen wenigen der Texte
wiedergegeben sind. Für eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem Gnostizismus gibt es eine Reihe ausgezeichneter ausführlicher Werke.
Welcher Jesus?
Im Allgemeinen lässt sich Folgendes sagen: Die Gnostiker glaubten, dass der Tod, die Bestattung und
die Auferstehung Jesu belanglos gewesen seien - sie bewirkten nicht unsere Erlösung. Von Bedeutung war für sie die unmittelbare Gegenwart Christi, jenen zugänglich, die Gnosis erfuhren. Das heißt, die
Erleuchtung war denen verfügbar, die zu ihr erweckt worden waren. Daher ermutigten sie zu einer direkten Gotteserfahrung, ohne die Vermittlung des Christus oder die Einschränkungen der Kirche. Gnostiker sahen den
Tod Jesu nicht als einen Akt der Sühne, sondern vielmehr als eine Gelegenheit, das innewohnende göttliche Selbst zu entdecken.3 Sogar jene Gnostiker, die glaubten, Jesus sei für andere gestorben, sahen seinen Tod nicht als Sühne sondern als ein Mittel, andere zu ihren eigenen göttlichen Fähigkeiten zu erwecken. Als der Logos war
Jesus fähig, den Tod durchlässig zu machen, um uns Gnosis zu bringen. (Das Wort Logos wurde von Gnostikern oft benutzt, um auf die Vernunft oder auf eine Art besonderer Erkenntnis hinzuweisen).
Hinsichtlich der Frage der Auferstehung verwarfen die Gnostiker einmütig die leibliche Auferstehung Jesu. Ein Autor verwies darauf als auf den »Glauben der Narren«. Daher war die Auferstehung kein einzigartiges
Ereignis, bei dem sich ein Mensch dem bereits erlittenen Tod entzog und wahrhaftig aus dem Grab zurückkehrte. Die Auferstehung wurde vielmehr symbolisch interpretiert, als ein erläuterndes Bild dafür, wie die
Gegenwart Christi erfahren werden konnte. Es kam nicht darauf an, einen Leib von den Toten zurückkehren zu sehen, sondern vielmehr darauf, eine »spirituelle Vision« zu erfahren. So werden die
Auferstehungserscheinungen im Evangelium der Maria als Auftreten von Visionen, Träumen und Ekstasen interpretiert.4
Obwohl die Gnostiker glaubten, dass diese Visionen konkrete Ereignisse seien, bleibt die
Tatsache bestehen, dass sie entweder die historische Zuverlässigkeit der Evangelien leugneten oder sie als unwichtig betrachteten. Für sie kam es auf die unmittelbare Erfahrung Christi an, nicht auf die Ereignisse
seines irdischen Lebens. Christus soll uns helfen, aber er tat nichts, was für unsere Erlösung erforderlich war. In ihrer Vorstellung war das Leben Jesu auf der Erde kein notwendiges, einst geschehenes Ereignis,
in dem Gott auf die Erde kam, um die Menschheit zu retten. Jesus sollte geehrt, aber nicht als göttlicher Erlöser oder Mittler angebetet werden.
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